Europa hangelt sich von einem Lockdown zum anderen. Die COVID-19-Pandemie bekommt es nicht in den Griff. Zwei Branchen leiden besonders darunter – die Reiseveranstalter und die Fluglinien. Der Tourismus wurde durch die Pandemie fast zum Erliegen gebracht. Die Luftfahrt verzeichnet enorme Umsatzrückgänge. Buchungen wurden storniert, internationale Messen wurden abgesagt, Konferenzen finden derzeit online statt.
Nach einer aktuellen Erhebung der UN-Tourismusorganisation UNWTO verzeichnete der globale Tourismus im Jahr 2020 einen Rückgang von 74 Prozent. Auch für die internationalen Airlines war 2020 ein katastrophales Jahr. Nach Schätzungen des Branchenverbandes IATA waren im vergangenen Jahr weltweit nur noch 1,8 Milliarden Menschen im Flugzeug unterwegs, nach 4,5 Milliarden Menschen 2019. Dies machte mehr als 15 Jahre Passagierwachstum zunichte.
Eigentlich hatte der Verband nach dem Corona-Schock von 2020 damit gerechnet, das Fluggeschäft in diesem Jahr auf etwa die Hälfte des Niveaus von 2019 hochfahren zu können. Die Virus-Mutationen und immer neue Reisebeschränkungen der Nationalstaaten könnten das aber zunichte machen, warnte IATA-Chefökonom Brian Pearce gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Der Chef der europäischen Lotsen-Organisation Eurocontrol, Eamonn Brennan, erklärte:
"Wir haben den Sommer-Urlaub noch nicht aufgegeben."
Er kann am europäischen Himmel aber aktuell auch keine Hoffnungsschimmer entdecken. Wie aus den Eurocontrol-Daten hervorgeht, gab es etwa am 1. Februar 66 Prozent weniger Flüge als vor einem Jahr. Demnach handelt es sich dabei fast nur noch um Frachtmaschinen.
Um den zusammengebrochenen Luftverkehr schnell wieder in Schwung zu bekommen, bringt ein Reiserechtler nun den Vorschlag ins Spiel, dass alle Passagiere nur noch mit einem negativen Corona-Test ein Flugzeug betreten dürfen. So sagte Philipp Kadelbach, Gründer des Fluggastrechtportals Flightright am Freitag der dpa:
"Wenn sich alle Passagiere vor einem Flug auf Corona testen lassen müssen, hilft das dabei, das Vertrauen in die Sicherheit des Flugbetriebes wiederherzustellen."
Aus seiner Sicht würden bereits Antigen-Schnelltests ein ausreichendes Maß an Sicherheit bringen, erläuterte Kadelbach. Das sei logistisch für die Fluggesellschaften zwar eine Herausforderung, aber durchaus zu bewältigen. Die Kosten für Schnelltests am Flughafen könnten bereits im Reisepreis enthalten sein.
Der Flightright-Manager sprach sich zudem dafür aus, dass bereits geimpfte Personen ebenfalls an Bord kommen dürften – möglicherweise auch ohne Test, wenn nachgewiesen ist, dass sie das Coronavirus nicht weiter übertragen können.
Zu einem späteren Zeitpunkt könnten Fluggesellschaften vor einer Beförderung obligatorisch einen Impfnachweis verlangen. Kadelbach sagte der dpa, dass sich aus seiner Sicht das in einer solchen Ausnahmesituationen zeitlich befristet in den Geschäftsbedingungen verankern lasse. Er ergänzte:
"Eine Impfpflicht halten wir grundsätzlich für möglich und werden wir unterstützen, sollte es so kommen. Denn nur wenn die Infektionsraten sinken und uneingeschränktes Reisen wieder möglich ist, werden Airlines ihre früheren Fluggastzahlen erreichen."
Erst am Mittwoch hatte der dänische Finanzminister Morten Bødskov erklärt, dass das skandinavische Land einen Corona-Pass mit Impfdaten auf den Weg bringen möchte. Diese Art Extra-Pass könne man künftig etwa auf seinem Smartphone bei sich haben, erklärte der Minister und betonte, dass zunächst vor allem Dienstreisenden das Leben dadurch erleichtert werden soll.
Auch andere Länder wie etwa Spanien, Zypern oder Griechenland hatten bereits Interesse an Passplänen bekundet. Damit soll den Reisenden geholfen werden, die verhängten Quarantäneauflagen zur Vermeidung einer Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus zu umgehen. Als Folge würde dies ein Ankurbeln des Tourismus nach sich ziehen.
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