Nach der überraschenden Aussage des britischen Premierministers Boris Johnson, wonach die im Land entdeckte SARS-CoV-2-Mutation tödlicher sein soll, rudert die Regierung in London nun etwas zurück. Am Sonntag hat Gesundheitsminister Matt Hancock dem Sender Sky News erklärt, es sei nicht wirklich sicher, wie tödlich die Mutation B.1.1.7 sei. Studien hätten unterschiedliche Daten ergeben. Es bestehe aber das Risiko, dass mehr Menschen wegen des sich nachweislich schneller übertragenden Corona-Stamms sterben könnten.
Am Freitag hatte Johnson gesagt, es gebe "einige Hinweise" dafür, dass die neue Variante mit einer höheren Sterblichkeit verbunden sei. Dies betreffe Männer in ihren Sechzigern. Die Botschaft sandte Schockwellen auch nach Deutschland. Wissenschaftler zeigten sich über Johnsons Aussagen verwundert und wiesen darauf hin, dass noch nicht ausreichend Daten vorlägen.
Der stellvertretende medizinische Chefberater der Regierung für England, Jonathan Van-Tam, forderte inzwischen auch geimpfte Menschen auf, sich weiter an die Corona-Regeln zu halten. Es sei noch nicht erwiesen, ob die Impfung auch die Übertragung des Virus verhindere. In einem Gastbeitrag für die Zeitung Sunday Telegraph schrieb Van-Tam:
"Wenn Sie ihr Verhalten ändern, könnten Sie das Virus weitergeben, somit die Zahl der Fälle auf hohem Niveau halten und andere gefährden."
Bei Viren treten stetig zufällige Veränderungen im Erbgut auf. Manche Mutationen verschaffen dem Erreger Vorteile, indem sie ihn etwa leichter übertragbar machen. Die in Großbritannien aufgetretene Variante ist nach Ansicht von Experten 30 bis 70 Prozent leichter übertragbar als die bislang vorherrschende. (dpa)
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