Kindeswohl wichtiger als Corona-Schutzmaßnahmen: Schweden erlaubt Freizeitaktivitäten für Kinder

Geschlossene Kindergärten, Online-Unterricht, nur ein bester Freund zum Spielen – so sieht es derzeit in Deutschland aus. Der schwedischen Politik ist das Glück der Kinder wichtiger. Daher werden Freizeit-, Sport- und Kulturaktivitäten wieder erlaubt.

Die UN-Konvention der Rechte der Kinder wurde von der UN-Generalversammlung am 20. November 1989 angenommen. Schweden ratifizierte die Konvention im Folgejahr. Seit dem 1. Januar 2020 ist sie Teil des schwedischen Gesetzes. Schon zuvor waren die "Barnkonventionen" ein fester Bestandteil der schwedischen Erziehung. Schilder, die auf die vier Grundprinzipien der Kinderrechte hinweisen, sind oftmals in schwedischen Kindergärten, in Schulen, in Gesundheitszentren zu finden:

Am Freitag meldete Schweden 84 neue Todesfälle von Personen, die mit oder an dem Coronavirus verstorben sein sollen. Seit Beginn der Pandemie stieg die Zahl der gemeldeten Sterbefälle auf 11.005. Einen Lockdown gibt es in Schweden nicht.

Zwar kann die Regierung nun Geschäfte, Bars und Restaurants schließen, sollten sich hier zu viele Personen aufhalten, aber die Bewegungsfreiheit des Einzelnen einzugrenzen, verstieße gegen die schwedische Verfassung. Stattdessen mahnt die schwedische Regierung immer wieder eindringlich ihre Bürger, von zu Hause aus zu arbeiten, öffentliche Verkehrsmittel zu meiden und Essen aus Restaurants lieber mit nach Hause zu nehmen.

Zunächst stellte Schweden alle Freizeitaktivitäten für ältere Kinder ein, dann folgten vor den Weihnachtsferien auch Corona-Schutzmaßnahmen für die jüngeren Kinder, um die weitere Verbreitung des Coronavirus einzudämmen.

Kindergärten und Schulen blieben jedoch weiterhin geöffnet. Allein die Oberstufenschüler mussten auf Onlineunterricht umstellen.

Normalität für die Kinder

Nun entschied die schwedische Regierung, dass Sport-, Freizeit- und Kulturaktivitäten für Kinder, die im Jahr 2005 und später geboren wurden, wieder stattfinden sollen. Kultur- und Demokratieministerin Amanda Lind, die sich auch mit Sportangelegenheiten beschäftigt, lieferte eine einfache, aber eindringliche Erklärung für den Schritt:

"Für alle, die gesehen haben, wie ein Kind nach dem Training glücklich und verschwitzt nach Hause ging, besteht kein Zweifel daran, wie wichtig eine sinnvolle Freizeitgestaltung für ein Kind sein kann."

Die Kulturschulen, an denen Musikinstrumente, Tanz, Schauspiel und bildende Künste gelehrt werden, dürfen nun ebenso wieder öffnen, wie der Schwimmunterricht und andere sportliche Aktivitäten wieder stattfinden können. Bei einer Pressekonferenz sagte Ministerin Lind:

"Wir sehen, dass es für Kinder und Jugendliche von großer Bedeutung ist, zu einer normalen Situation zurückkehren zu können."

Dies sei besonders wegen der derzeit nicht normalen Situation notwendig. Die Regelung gelte für den Sport, Kulturschulen, offene Freizeitaktivitäten im Innen- wie im Außenbereich. Die Jugendlichen, die älter als 15 Jahre sind, müssen sich noch gedulden. Bis zum 7. Februar bleiben ihre außerschulischen Aktivitäten im Innenbereich eingestellt.

An die Wiederaufnahme der Freizeitaktivitäten für Kinder in Deutschland, um sich sportlich zu betätigen oder etwa künstlerisch-musisch zu bilden, ist bisher nicht zu denken. Beim Bund-Länder-Gipfel in Deutschland war vor allem das Thema Schulen und Kindergärten ein Streitpunkt. Bis Mitte Februar sollen diese "grundsätzlich geschlossen" bleiben. Allein für die Abschlussklassen sind Ausnahmeregelungen erlaubt. Nur dann, "wenn die Infektionslage es zulässt", wird es zu einer schrittweisen Öffnung kommen, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen.

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