Norwegischer Chefarzt: Todesfälle nach Corona-Impfungen können nicht ausgeschlossen werden

Nachdem über 20 Menschen möglicherweise an Nebenwirkungen von Corona-Impfungen in Seniorenpflegeeinrichtungen gestorben sind, veranlasste das die norwegische Gesundheitsbehörde, alten oder vorerkrankten Menschen eine Risiko-Nutzen-Abwägung vor der Impfung zu empfehlen.

Auch in Norwegen wird beabsichtigt, zunächst ältere Personen – insbesondere die Bewohner von Seniorenpflegeeinrichtungen – zu impfen. Zur Anwendung kommen dabei die Impfstoffe von Pfizer und BioNTech sowie von Moderna. Es werde durch diese Impfstoffe ein Schutz von rund 95 Prozent erzielt. Allerdings seien bei den Studien, aufgrund derer die Impfstoffe zugelassen wurden, nur wenige Personen über 85 Jahre erfasst worden. Da der "Schutzeffekt" in allen anderen Altersgruppen ziemlich ähnlich gewesen sei, gehe die norwegische Gesundheitsbehörde jedoch davon aus, dass es sich mit dem Schutz bei Menschen über 85 Jahren in etwa ähnlich verhalte.

Diese Frage erhält jedoch mit Blick auf mögliche Nebenwirkungen eine gewisse Relevanz. Bei den eingesetzten Impfstoffen handelt es sich nämlich nicht um traditionelle Impfverfahren, sondern um sogenannte mRNA-Impfstoffe, die mit dem Genmaterial des Empfängers zusammenwirken. Und die großen klinischen Studien hätten gezeigt, dass die meisten Menschen nach Erhalt einer mRNA-Impfung noch einige Tage danach Beschwerden wie Stichwundenschmerzen, Lethargie, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Übelkeit und Fieber hätten, so die Behörde auf ihrer Internetseite.

Dies sei für die meisten jedoch "nur unangenehm" und werde in wenigen Tagen verschwinden. Es ließe sich jedoch nicht sicher sagen, dass auch "relativ milde" Nebenwirkungen wie Lethargie, Fieber und Übelkeit bei stark geschwächten Patienten zu einem ernsteren Verlauf bis hin zum Tod führen können. Tatsächlich geht die Behörde auf ihrer Internetseite davon aus, dass "wenn wir jetzt die ältesten Menschen und Menschen mit schweren Krankheiten impfen", dies zu Todesfällen "in zeitlichem Zusammenhang" mit der Impfung führen werde. Bis zum 14. Januar wurden 23 Todesfälle im Register für Nebenwirkungen gemeldet. 

Die Zahlen im Bericht selbst enthalten die dreizehn Berichte, die von der norwegischen Arzneimittelbehörde und dem Nationalen Institut für öffentliche Gesundheit bewertet wurden. Die Berichte könnten darauf hinweisen, dass häufige Nebenwirkungen von mRNA-Impfstoffen wie Fieber und Übelkeit bei einigen gebrechlichen Patienten zum Tod geführt haben könnten, sagt Sigurd Hortemo, Chefarzt der norwegischen Arzneimittelbehörde.

Bei der Verwendung traditioneller Impfstoffe sei eine schwere allergische Reaktion indes statistisch nur bei einer einzigen je Million verabreichter Dosen zu erwarten. Bisherige Erfahrungen legten jedoch nahe, dass dies bei den mRNA-Impfstoffen signifikant häufiger der Fall sei. Die Behörde spricht hier von einem statistischen Verhältnis im Bereich von 1 zu 100.000. Darüber hinaus sei nicht auszuschließen, dass weitere bislang unbekannte Nebenwirkungen aufträten, sollten die Impfstoffe bei größeren Bevölkerungsgruppen eingesetzt werden.

Mit Blick auf betagte Menschen, insbesondere solche in Pflegeeinrichtungen, empfiehlt die Behörde daher, dass der behandelnde Arzt im Rahmen einer Gesamtbetrachtung und in Absprache mit dem Patienten und dessen Angehörigen entscheiden müsse, ob dem einzelnen Patienten zur Impfung geraten werden soll. Dabei sollen die generellen Lebensaussichten des Patienten ebenso wie die möglichen Auswirkungen von Nebenwirkungen bei Gebrechlichkeit oder Begleiterkrankungen berücksichtigt werden. Die Gesundheitsbehörde empfiehlt, hier eine Abwägung zwischen Risiko und Nutzen einer Impfung vorzunehmen.

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