Die Ukraine will den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V nicht zulassen und auf andere Impfstoffe warten. Die Regierung in Kiew hält das Mittel gegen das Coronavirus für nicht ausreichend klinisch getestet. "Russland denkt nicht an die Gesundheit der Ukrainer. Es denkt an das Aufzwingen seiner propagandistischen Stempel und Ideologien", sagte Außenminister Dmitri Kuleba am Dienstag dem Fernsehsender 1+1. Es gebe keine abschließenden medizinischen Gutachten zur Wirksamkeit des Vakzins, fuhr er fort.
Viele Länder, darunter etwa Ungarn, Serbien und Argentinien, setzen hingegen auf den russischen Impfstoff, der zu den gefragtesten auf dem Weltmarkt gehört. Ende November hatten über 50 Staaten insgesamt 1,2 Milliarden Impfdosen von Sputnik V vorbestellt.
Zuvor war bekannt geworden, dass ein Unternehmen in der ostukrainischen und russischsprachigen Großstadt Charkow Ende 2020 die Zulassung von Sputnik V beantragt hatte. Die Behörden dürften das aber kaum genehmigen. Ob wirklich allein medizinische Gründe den Ausschlag für die Entscheidung gaben, auf den russischen Impfstoff zu verzichten, kann indes bezweifelt werden. Denn Ende Dezember erklärte Kuleba in einem Interview, Sputnik V sei "Russlands hybride Waffe gegen die Ukraine".
Mit Kiews Nein zum russischem Vakzin ist ein Impfstart für die krisengeschüttelte und völlig verarmte Ukraine in den kommenden Wochen nicht in Sicht. Das Land hofft zwar auf Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation und einen chinesischen Impfstoff. Jedoch rechnen Experten nicht vor März mit dem Start der Impfkampagne.
Konkret plant das ukrainische Pharmaunternehmen Lekhim, fünf Millionen Dosen des chinesischen Impfstoffs Sinovac in der ersten Hälfte des Jahres 2021 in die Ukraine zu liefern, sagte das Unternehmen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Lekhim unterzeichnete eine Vereinbarung mit Chinas führendem Impfstoffhersteller Sinovac Biotech über die Lieferung des Impfstoffs unterzeichnet, sagte Marketingchefin Eleonora Miroschnik. Die Vereinbarung umfasst 1,8 Millionen Dosen, die ab März im Auftrag des Gesundheitsministeriums geliefert werden sollen, so Miroschnik.
Die Ukraine befindet sich gegenwärtig im zweiten Lockdown, der vorerst noch bis Sonntag kommender Woche gilt. Ukrainischen Amtsärzten zufolge hat das osteuropäische Land jedoch den Höhepunkt der derzeitigen Infektionswelle hinter sich. Auch in der Statistik des Gesundheitsministeriums gehen die Krankenhauseinweisungen wegen Infektionen mit dem Coronavirus sowie die Sterbefälle seit Mitte Dezember stetig zurück. Bisher wurden mehr als 1,1 Millionen Menschen in der Ukraine positiv auf das Coronavirus getestet. Mehr als 20.000 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus.
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(rt/dpa/reuters)