"Tiefster Verachtung würdig": Tschechiens Präsident greift Journalisten an und ruft zum Impfen auf

Tschechiens Präsident Zeman nutzte seine jährliche Weihnachtsansprache, um die Bevölkerung zum Impfen aufzurufen. Zugleich kritisierte er Opposition und Medien – und nannte einige Journalisten beim Namen, die "tiefster Verachtung" würdig seien.

Der tschechische Präsident Miloš Zeman hat in seiner jährlichen Weihnachtsansprache die Bevölkerung zu einer hohen Beteiligung an der Corona-Impfung aufgerufen, sobald diese breit verfügbar ist.

"Lassen wir uns impfen – das ist vielleicht nicht angenehm, aber nützlich, denn wir schützen damit nicht nur uns selbst, sondern auch andere", sagte der 76-Jährige am Samstag im Fernsehsender CT. Zugleich warnte er vor vorzeitigen Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen, auch wenn dies populär sei.

Zeman sprach der Regierung unter Ministerpräsident Andrej Babiš, dem Gründer der als populistisch geltenden Partei ANO ("Aktion unzufriedener Bürger"), seine Unterstützung aus. Äußerst scharfe Kritik übte der Präsident in seiner Ansprache an der Opposition und einem Teil der Medien. Zeman warf ihnen vor, "versagt" zu haben, weil sie sich "in diesen schweren Zeiten" nicht hinter die Regierung gestellt hätten.

Dabei griff Zeman zwei Redakteure der liberalen Wirtschaftszeitung Hospodarske noviny sowie den Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Respekt, Erik Tabery, namentlich an. Sie seien "tiefster Verachtung würdig", sagte das Staatsoberhaupt.

Tabery reagierte in einem Tweet auf die Kritik:

"Ich bin geschmeichelt, dass Miloš Zeman glaubt, die Regierung müsse sich vor meiner Tastatur schützen. Und es sogar in der Weihnachtsbotschaft gesagt werden musste. Der Zweck des Journalismus ist es, die Mächtigen zu kontrollieren. Ich verspreche dem Präsidenten und der Regierung, dass Respekt diesen Dienst weiterhin erbringen wird."

Tschechien mit seinen 10,7 Millionen Einwohnern ist seit dem Herbst schwer von Corona betroffen. Seit Pandemiebeginn gab es nach Angaben des Gesundheitsministeriums 667.569 bestätigte Fälle positiv Getesteter und 10.950 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus.

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(dpa/rt)