RT-Korrespondent Igor Schdanow hat auf der Pressekonferenz mit Wladimir Putin den brutalen Mord an dem französischen Geschichtslehrer Samuel Paty und den Streit um die Mohammed-Karikaturen thematisiert. Der Journalist fragte den russischen Präsidenten danach, wo der schmale Grat zwischen der Meinungsfreiheit einer und Beleidigung der Gefühle von Gläubigen verlaufe und was Russland in diesem Zusammenhang tue, um Konfliktsituationen zu vermeiden.
Der russische Präsident zitierte in seiner Antwort den gängigen Grundsatz, wonach die Freiheit eines Menschen dort ende, wo die Freiheit eines anderen Menschen beginne:
"Diejenigen, die unbedacht Rechte und Gefühle der Gläubigen beleidigen, müssen immer daran denken, dass darauf eine gewisse Gegenreaktion kommen wird."
Zugleich betonte Putin, dass eine solche Reaktion keineswegs aggressiv sein dürfe. Keine Weltreligion enthalte einen Hinweis auf Aggression. Mord widerspreche dem Geist aller Weltreligionen.
Der Politiker wies darauf hin, dass Russland von Anfang an als multikonfessioneller Staat entstanden war. Das Land habe eine jahrhundertelange Tradition eines friedlichen Nebeneinanders von Religionen. Putin brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass es in der Russischen Föderation auch in Zukunft zu keinen interkonfessionellen Beleidigungen kommen werde. Denn das Land könne sich das nicht leisten.
Mit Blick auf einzelne EU-Länder sagte der russische Präsident, dass die dortigen Muslime überwiegend einen Migrationshintergrund hätten, während der Islam in Russland eine der autochthonen Religionen sei. Die muslimische Bevölkerung der Russischen Föderation lebe in ihrem eigenen Land und habe keine andere Heimat. Das sei der grundlegende Unterschied zur Situation in einigen EU-Ländern.
"Das Projekt des Multikulturalismus erlebte dort ein Fiasko, eine Niederlage, was viele, die zu diesem Projekt und seiner Umsetzung aufgerufen hatten, gestehen mussten."
In Russland sei der Multikulturalismus dagegen im Laufe von Jahrhunderten von sich aus entstanden, sagte Putin. Dies wisse man hier sehr zu schätzen.
Der französische Geschichtslehrer Samuel Paty war am 16. Oktober wegen Mohammed-Karikaturen, die er seinen Schülern im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit gezeigt hatte, geköpft worden. Der Mord wurde von einem 18-jährigen Tschetschenen begangen. Der Attentäter wurde bei dem Versuch, sich der Festnahme bewaffnet zu widersetzen, von der Polizei erschossen.
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