Bank of England warnt vor möglichen Störungen des britischen Finanzsystems nach dem Brexit

Die Bank of England wies am Freitag darauf hin, dass das britische Bankensystem weiterhin widerstandsfähig gegen mögliche wirtschaftliche Folgen des Brexits ist. Das Ende der Übergangsperiode am 31. Dezember könnte jedoch Störungen mit sich bringen.

Laut einem Bericht des Finanzpolitischen Komitees (FPC) bei der Bank of England sind die meisten Risiken für die Finanzstabilität, die nach dem endgültigen Brexit auftreten könnten, gemildert worden. Die Bank wies jedoch darauf hin, dass "Finanzstabilität nicht dasselbe ist wie Marktstabilität oder die Vermeidung von Störungen für die Nutzer von Finanzdienstleistungen. Es könnte zu einer gewissen Marktvolatilität und zu Unterbrechungen bei Finanzdienstleistungen kommen, insbesondere für Kunden in der EU".

Die Autoren des Berichts fügten hinzu, dass trotz der Vorbereitungen für das Ende der Übergangsperiode, die sich nun in der finalen Phase befindet, einige Geschäftspartner noch nicht vollständig bereit sind, mit Partnern aus der Europäischen Union "oder auf EU- oder von der EU anerkannten Handelsplätzen zu agieren".

Das Vereinigte Königreich verließ die EU am 31. Januar 2020. Als Teil eines Austrittsabkommens einigten sich beide Seiten jedoch auf eine 11-monatige Übergangszeit, um zukünftige Handelsbeziehungen aufzubauen.

Laut dem Bericht des FPC wird sich die Bank of England unabhängig von der konkreten Ausgestaltung der künftigen Beziehung des Vereinigten Königreichs zur EU "weiterhin für die Umsetzung robuster Kontrollstandards im Vereinigten Königreich einsetzen".

Die Bank hob hervor, dass große britische Banken Kreditverluste in der Größenordnung von 200 Milliarden Pfund (220 Milliarden Euro) auffangen könnten, selbst wenn die Arbeitslosenquote auf über 15 Prozent ansteigt und falls Unternehmensinsolvenzen aufgrund der kombinierten Auswirkungen von Pandemie und Brexit zunehmen.

Der britische Premierminister Boris Johnson, der sich vergangene Woche mit der Chefin der EU-Kommission Ursula von der Leyen getroffen hatte, erklärte, dass es nun "sehr wahrscheinlich" sei, dass Großbritannien und die EU keine Einigung über den Handel erzielen werden.

Die EU kündigte am Donnerstag auch Notfallpläne für einen No-Deal-Brexit an, einschließlich des Vorschlags, dass Fischer aus der EU weiterhin Zugang zu britischen Gewässern haben sollten, falls das Vereinigte Königreich den Verhandlungstisch ohne ein Abkommen verlässt.

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