Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko von allen olympischen Aktivitäten – einschließlich der Olympiade 2021 in Tokio und der Winterspiele 2022 in Peking – ausgeschlossen. Lukaschenko amtiert seit 1997 als Präsident des belarussischen Nationalen Olympischen Komitees. Das IOC legt Lukaschenko zu Last, Sportler des Landes nicht ausreichend vor politischer Diskriminierung innerhalb der Sportorganisationen geschützt zu haben – insbesondere diejenigen, die sich der Opposition zurechnen. Entsprechend äußerte sich IOC-Präsident Thomas Bach am 7. Dezember.
Die Sanktionen treffen auch Lukaschenkos Sohn Viktor, den Vizepräsidenten des belarussischen Nationalen Olympischen Komitees und dessen Geschäftsleitung und Vorsitzenden des nationalen Eishockeyverbands Dmitri Baskow. Gleichzeitig werden auch alle finanziellen Unterstützungen des IOC an Belarus eingestellt.
Das IOC stellte auch die von der Internationalen Eishockey-Föderation (IIHF) geplante Weltmeisterschaft 2021 in Belarus und Lettland in Frage. Aufgrund der Anschuldigungen gegen Baskow empfiehlt IOC-Chef Bach eine Überprüfung und möglicherweise die Aussetzung der Eishockey-Weltmeisterschaft.
Reaktionen von Lukaschenko und dem belarussischen Olympischen Komitee
Der belarussische Präsident Lukaschenko kritisiert die Entscheidungen der IOC in einer Ansprache an die Bevölkerung scharf:
"Wir müssen dagegen rechtliche Schritte einleiten. Lasst Bach und seine Gang erklären, was genau meine Vergehen sind. Geht es darum, dass ich mein Land beschütze?"
Ihn selbst treffe die Entscheidung nicht: "Ich habe die [Olympischen] Spiele seit 25 Jahren nicht besucht – ich kann damit leben." Aber er verstehe nicht, warum auch sein Sohn bestraft werde. Diese Sanktionen seien "absolut bodenlos". Außerdem hinterfragte Lukaschenko, wie die Entscheidung zustande gekommen sei – schließlich sei kein Votum aller Mitgliedsstaaten eingefordert worden. Für ihn sei diese Handlung des IOC politisch motiviert:
"In was für einer 'gerechten' Welt leben wir? Erinnert euch: Es gibt keine Gerechtigkeit in der Welt. Wenn ihr für eine faire Politik eintretet, werdet ihr von allen zurückgewiesen. Ihr werdet der Feind sein."
Das belarussische Nationale Olympische Komitee wehrte sich in einer Pressemitteilung gegen mutmaßlich politische beeinflusste Sanktionen durch das IOC:
"Wir glauben fest daran, dass der Sport niemals mit Politik vermischt werden darf. Aber diese Maßnahmen gegen beinahe alle führenden Persönlichkeiten des belarussischen Olympischen Komitees und die Aussetzung der Finanzierung von gemeinsamen Programmen stimmen nicht überein mit den Olympischen Prinzipien und Werten – sie sind unvereinbar mit der gesamten Olympischen Bewegung. Wir erachten diese Entscheidung als politisch motiviert und als gezieltes Druckmittel gegen das belarussische Olympische Komitee."
Tagesschau setzt belarussische Opposition in Szene
In einem Begleitartikel veröffentlichte die Tagesschau ein Interview mit Swetlana Tichanowskaja, der belarusischen "Oppositionsführerin". Diese begrüßt die Sanktionen des IOC gegen Lukaschenko:
"Ich denke, es ist ein schwerer Schlag für ihn persönlich und ein großer Reputationsschaden, da er jetzt auch im Sport als Persona non grata gilt. So unschön es auch klingt, die Menschen in Belarus sind froh über die Entscheidung."
Sie sprach sich ebenfalls für einen Entzug der Eishockey-Weltmeisterschaft aus – auch wenn es "natürlich nicht schön" sei, "den Menschen ein Sportfest wie die Eishockey-WM zu nehmen". Es wäre aber "ein persönlicher Schlag gegen Diktator Lukaschenko, weil Eishockey sein liebstes Hobby ist".
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