London: Frankreich weigert sich, Migranten an Überquerung des Ärmelkanals zu hindern

London hat Paris vorgeworfen, nicht ausreichend durchzugreifen, um Migranten davon abzuhalten, illegal nach Großbritannien zu gelangen. Die Zunahme der Migranten, die den Ärmelkanal überqueren, sei "alarmierend".

Der britische Einwanderungsminister Chris Philp hat erklärt, dass sich die französischen Behörden immer noch weigern, Boote illegaler Migranten auf dem Weg nach Großbritannien abzufangen. Und das, obwohl London seit 2014 Paris zur Bekämpfung illegaler Überfahrten 192 Millionen Pfund zur Verfügung stellt.

Der Minister sagte dies bei einer Sitzung des Innenausschusses über Kanalüberquerungen, Migration und Flüchtlingsrouten in der EU und warnte davor, dass die Zunahme der Migranten, die den Ärmelkanal überqueren, "alarmierend" sei.

Einer der Hauptfragen der teilnehmenden Abgeordneten betraf die Zusammenarbeit Großbritanniens mit Frankreich bei der Bekämpfung illegaler Kanalüberquerungen durch Migranten.

Philp behauptete, dass die Franzosen trotz beträchtlicher finanzieller Beiträge London immer noch nicht aktiv dabei helfen würden, den Migrantenverkehr in ihren Gewässern stoppen. Der Einwanderungsminister erklärte:

"Die operative Haltung der Franzosen auf dem Wasser ist, dass sie Migrantenboote nicht gewaltsam abfangen (...) Sie würden sie retten, wenn sie zu sinken beginnen und wenn die Migranten um Hilfe bitten. Gegenwärtig werden Migrantenboote in französischen Gewässern aber nicht gewaltsam abgefangen."

Philp enthüllte, dass die britische Regierung Frankreich 192 Millionen Pfund zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung zur Verfügung stellte, von denen 28 Millionen Pfund erst am letzten Wochenende überwiesen wurden.

Der Minister fügte hinzu, dass die französischen Behörden die Landaktivitäten "in den letzten Monaten enorm verstärkt" hätten, indem sie 90 Prozent der Überfahrten abfingen, bevor die Migranten ihre Schlauchboote ins Wasser ließen.

Am Mittwoch weigerte sich der britische Einwanderungsminister, Pläne zur Umsiedlung von Migranten auf weit entfernte Inseln oder sogar stillgelegte Bohrinseln auszuschließen, sagte aber, es gebe derzeit keine Pläne, dies zu tun.

Im September sorgten angebliche Pläne der Regierung, Asylsuchende in das abgelegene atlantisch-britische Gebiet der Ascension-Insel und der Äußeren Hebriden zu schicken, für Aufregung. Die Regierung und insbesondere Innenministerin Priti Patel gerieten unter Kritik, weil sie die Zahl der an den britischen Küsten ankommenden Migranten nicht reduziert hätten.

Bislang sind im Jahr 2020 rund 8.500 Migranten in Großbritannien gelandet, ein enormer Anstieg von 1.850 im Jahr 2019. Anfang des Jahres bestätigte Philp, dass die Zahl der Menschen in Asylunterkünften während der Corona-Pandemie von 48.000 auf 60.000 gestiegen sei.

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