Weißrussische Opposition mit Sacharow-Preis ausgezeichnet

Seit mehr als zwei Monaten protestieren die Menschen in Weißrussland – trotz Gewaltandrohung der Behörden. Das "Europaparlament" der EU setzt nun ein deutliches Zeichen der Unterstützung und würdigt deren Kampf mit dem renommierten Sacharow-Menschenrechtspreis.

Das EU-Parlament erklärte, die Auszeichnung richte sich an die demokratische Opposition in Weißrussland – vertreten durch den Koordinierungsrat, politische Aktivistinnen wie Swetlana Tichanowskaja und Persönlichkeiten aus der Zivilgesellschaft wie die politisch engagierte Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch. Die Vertreter der Opposition verkörperten tagtäglich den Kampf für Menschenrechte und Meinungsfreiheit, sagte EU-Parlamentspräsident David Sassoli am Donnerstag bei der Bekanntgabe in Brüssel. Sie alle seien starke Menschen angesichts eines sehr mächtigen Gegners. Sassoli fügte hinzu:

Aber sie haben etwas auf ihrer Seite, das rohe Gewalt niemals besiegen kann: die Wahrheit.

Das EU-Parlament ist die erste Institution, die die Proteste in Weißrussland auf internationaler Ebene mit einer Auszeichnung würdigt. Damit wolle man den Menschen das Zeichen geben, weiterhin stark zu sein. "Verzichten Sie nicht auf Ihren Kampf", sagte Sassoli.

Der Preis soll am 16. Dezember im Rahmen einer Zeremonie verliehen werden. Der Sacharow-Preis wird seit dem Jahr 1988 vom Europäischen Parlament an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit einsetzen.

Die weißrussische Demokratiebewegung dankte für die Auszeichnung. Sie gehöre allen Menschen in Weißrussland, "die unseren gemeinsamen friedlichen Kampf fortsetzen", hieß es in einer Mitteilung aus dem Team von Swetlana Tichanowskaja. Die 38-Jährige ist derzeit die führende Stimme im Exil gegen den Präsidenten Alexander Lukaschenko. Sie trifft immer wieder auf ausländische Staats- und Regierungschefs, darunter Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Am Donnerstag hält sich Tichanowskaja zu Gesprächen in Dänemark auf. Den gewählten Präsidenten Alexander Lukaschenko hatte sie per Ultimatum aufgefordert, bis zum 25. Oktober zurückzutreten, alle politischen Gefangenen freizulassen und Neuwahlen in Weißrussland anzusetzen. Andernfalls werde es im ganzen Land einen Generalstreik geben.

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