"Schande über dich, Finnland!" Polizei in Helsinki setzt Pfefferspray gegen sitzende Protestler ein

Der Polizeibehörde von Helsinki wird vorgeworfen, gegen die Menschenrechte verstoßen zu haben. Am Samstag gefilmte Videos zeigen, wie die Gesetzeshüter sitzende Demonstranten der Umweltschutzbewegung Extinction Rebellion mit Pfefferspray besprühten.

Elokapina, die finnische Extinction Rebellion Organisation, führte am Samstag einen Sitzprotest auf der belebten Kaisaniemenkatu-Straße in Helsinki durch. Die Aktivisten forderten die finnische Regierung auf, die Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen einzuhalten. Nach der mehrstündigen Straßenblockade forderte die Polizei die Aktivisten auf, ihre Aktion zu beenden, und setzte Pfefferspray gegen sitzende Demonstranten ein. Bei etwa einem Dutzend Menschen habe dies zu schweren Folgen geführt, heißt es in einer Pressemitteilung von Elokapina. Die Polizei habe außerdem verhindert, dass einige der besprühten Personen ihre Gesichter mit Wasser abspülen konnten. Mindestens 51 Demonstranten seien laut der Pressemitteilung festgenommen worden.

Zahlreiche Aktivisten beschwerten sich auf Twitter über die Vorgehensweise der Gesetzeshüter. Viele Kommentatoren forderten die Polizei Helsinkis auf, Disziplinarmaßnahmen zu ergreifen. "Schande über dich, Finnland! Wie könnt ihr es nur wagen!", schrieb ein wütender Aktivist. Auch Rechtsexperten in ganz Finnland zeigten sich besorgt über die Anwendung von übermäßiger Gewalt. Miikka Vuorela, Doktorandin der Kriminalwissenschaften an der Universität von Helsinki, behauptete, die Handlungen der Beamten seien eine Menschenrechtsverletzung. Kimmo Nuotio, Professor für Strafrecht an der Universität von Helsinki, sagte, die Situation sehe aus rechtlicher Sicht nicht gut aus und fügte hinzu, dass "Gewaltanwendung auf sorgfältiger Diskretion und situativer Überlegung beruhen muss".

Die Polizeibehörde von Helsinki argumentierte in einer Erklärung, die Beamten hätten angesichts des Ausmaßes der Verkehrsstörung und der fünfstündigen Dauer der Protestaktion zur "mildesten Gewaltmaßnahme, die ihnen zur Verfügung stand", gegriffen. Dabei sagte Sanna Heikinheimo, stellvertretende Kommissarin der Nationalen Polizeibehörde: "Ich bin ehrlich gesagt verärgert darüber, dass die Dinge in diesem speziellen Fall nicht gut gelaufen sind." Sie behauptete, dass 99 Prozent der in Helsinki abgehaltenen Demonstrationen üblicherweise ohne Zwischenfälle verlaufen. Dem finnischen Innenministerium wurde bereits ein Bericht vorgelegt, die Ermittlungen laufen.

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