Die Menschen – und damit auch die Politik – müssten lernen, mit dem Coronavirus ohne Hysterie und Angst umzugehen, fordern Ärzte in Österreich. Am 18. September gab es in Österreich 36.661 auf das Coronavirus positiv getestete Personen.
Bis zum nächsten Sommer, so der österreichische Kanzler Sebastian Kurz, werde die Pandemie "uns noch einiges abverlangen". Bezüglich des Ausblicks zum nächsten Sommer jedoch sei er "sehr optimistisch". Die gestiegenen Zahlen von mit dem Coronavirus infizierten Personen seien dadurch zu erklären, dass viele Fälle "aus dem Ausland eingeschleppt" wurden.
Am Freitag war die Statistik binnen 24 Stunden um 808 Neuinfektionen gestiegen. Dies verleitete den Gesundheitsminister Österreichs Rudolf Anschober zu folgender Aussage:
Wir befinden uns jetzt an einer Weggabelung. Entweder wir schaffen es, durch eine konsequente Umsetzung der neuen Maßnahmen die Entwicklung stabil zu halten, oder es droht bis Ende September der Wechsel in eine exponentielle Entwicklung.
Österreich hatte ein Corona-Warnsystem eingeführt. Eine vierfarbige Ampel soll die Infektionslage im Land wiedergeben. Grün bedeutet ein geringes Risiko, danach folgen Gelb, Orange und Rot mit einem sehr hohen Risiko.
Der Arzt Dr. Martin Sprenger zeichnet im Interview mit LT1 OÖ ein positiveres Bild:
(...) die Pandemie hat sich immer positiv entwickelt, (...) also am Anfang waren ja die Modelle, dass waren ja Horror-Szenarien. Niemand, inklusive mir, hat damit gerechnet, dass das Infektionsgeschehen so rasch zurückgeht und dann auf diesem niedrigen Niveau bleibt.
So einen ruhigen Sommer hätte niemand erwartet, so Sprenger. In Bezug auf die Szenarien für den Herbst wird immer wieder von einer "zweiten Welle" gesprochen. Die steigenden Zahlen aber seien der neuen Teststrategie geschuldet. Dies bestätigt die Fachärztin des Ordensklinikums Linz, Dr. Petra Apfalter.
Man müsse bei den positiv Getesteten schauen, wer wirklich erkranke und auf der Intensivstation lande:
Diese Zahl steht nicht annähernd proportional zu der Anzahl an Tests, die durchgeführt werden.
Zudem mangele es an medizinischer Qualität bei den Teststellen. Den Tests müsste immer auch eine medizinische Diagnose durch einen Arzt folgen. PCR-Tests für zu Hause hatte die Drogeriemarktkette DM in Österreich im August wieder aus dem Verkauf genommen. Es wurden Mängel bei der Kennzeichnung und Zertifizierung festgestellt.
Mehr zum Thema - Corona-Krise: Österreichische Kulturlandschaft vor massiven Einschnitten