Vizepremierminister: Schottland muss unabhängig sein, um sich von Corona-Krise zu erholen

Aufgrund der Abhängigkeit von London hat Schottland Schwierigkeiten, sich von der Corona-Krise zu erholen. Laut dem Vizepremierminister Schottlands fehlen der Regierung Befugnisse, um die "wirklichen Probleme" anzugehen – daher müsse man das Vereinigte Königreich verlassen.

Schottland werde nicht in der Lage sein, sich von der Corona-Krise zu erholen, wenn die wichtigsten Befugnisse in den Händen Londons bleiben. Das erklärte Schottlands Vizepremierminister John Swinney und betonte, dass Schottland vom Vereinigten Königreich unabhängig werden müsse. In der Sendung Guten Morgen, Schottland von BBC Radio Scotland teilte der Politiker mit:

Es gibt eine ganze Reihe von Themen, die für die wirtschaftliche und soziale Erholung des Landes nach der Corona-Krise von zentraler Bedeutung sind und die die schottische Regierung nicht vorantreiben kann.

Die schottischen Behörden seien "gehemmt", die "wirklichen Probleme" anzugehen, mit denen das Land in der Zeit der Pandemie konfrontiert sei, weil die Politik, die sich auf die Kreditaufnahme und das Arbeitsrecht auswirke, von der britischen Regierung beaufsichtigt werde. Swinney hob hervor:

Wir können dieses Problem nur angehen und lösen, wenn wir ein unabhängiges Land sind. Es ist zwingend erforderlich, dass wir diesen Ansatz vorantreiben, um sicherzustellen, dass wir in der Lage sind, die Entscheidungen zu treffen, die uns in die Lage versetzen, den wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung zu schaffen, den wir brauchen.

Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon hat vor, innerhalb der nächsten sechs Monate und noch vor den nächsten schottischen Parlamentswahlen im Mai in London ein zweites Referendum über die schottische Unabhängigkeit zu fordern.

Die halbautonome schottische Nation stimmte während des ersten Referendums im Jahr 2014 mit 55 Prozent zu 45 Prozent dafür, Teil Großbritanniens zu bleiben. Das Coronavirus belastete die Beziehungen zwischen Edinburgh und London und führte zu einer erheblichen Veränderung der öffentlichen Meinung.

Eine im August vom Online-Umfrageunternehmen Panelbase durchgeführte Studie ergab eine Rekordbefürwortung der Unabhängigkeit unter den Schotten: 55 Prozent gaben an, sie würden "Ja" zum Austritt aus dem Vereinigten Königreich sagen, wenn 2021 eine neue Abstimmung stattfände.

Der britische Premierminister Boris Johnson versprach, dass er ein weiteres Referendum nicht zulassen werde, solange er im Amt ist. Es könnte ihm allerdings schwerer fallen, Sturgeon zu trotzen, wenn ihre Schottische Nationalpartei bei der Wahl im nächsten Jahr die Mehrheit behält.

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