Streit zwischen Türkei und Griechenland: Athen noch nicht gesprächsbereit

Der NATO-Generalsekretär erklärte am Donnerstag, Athen zeige sich gesprächsbereit, um den schwelenden Konflikt mit der Türkei im Streit um vermutete Öl- und Erdgasvorkommen zu schlichten. Griechenland dementiert. Zunächst müsse die Türkei ihre Kriegsschiffe abziehen.

Die Entdeckung von Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer bringt in der Ägäis griechische und türkische Kriegsschiffe in Konfrontation. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu drohte Griechenland mit Krieg für den Fall, dass Athen sein Hoheitsgebiet "ausweiten" würde. Im Jahr 1995 stellte man in Ankara fest, dass eine Ausweitung der Seegrenzen durch Griechenland einen Kriegsgrund darstellen würde. Griechenland sieht sich durch die Äußerungen der türkischen Regierung bedroht. 

Viele der griechischen Inseln liegen weitab vom griechischen Festland und viel näher an der türkischen Küste. So liegt die griechische Insel Kastelorizo nur drei Kilometer vor der Küste der Türkei. 

Am Donnerstag erklärte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, Griechenland sei bereit, Gespräche mit der Türkei aufzunehmen, um eine Eskalation in der Ägäis zu vermeiden. 

In einem Tweet schrieb Stoltenberg: 

Nach meinen Gesprächen mit griechischen und türkischen Staats- und Regierungschefs sind die beiden Bündnispartner übereingekommen, in der NATO technische Gespräche aufzunehmen, um Dekonfliktmechanismen zu schaffen und die Gefahr von Zwischenfällen und Unfällen in der Region EastMed (Östliches Mittelmeer) zu verringern. 

Diese Meldung sei, so das griechische Außenministerium, jedoch falsch. Und eine nicht genannte Quelle aus griechischen Diplomatenkreises sagte, die Meldung Stoltenbergs sei "nicht der Realität entsprechend".

Für eine Annäherung von griechischer Seite müssten zunächst alle türkischen Schiffe aus dem griechischen Kontinentalschelf abgezogen werden. Stoltenberg hätte weder mit dem griechischen Premierminister noch mit dem Außenminister gesprochen. Athen hätte dem nie zugestimmt. 

Das türkische Außenministerium meldete nach dem Versuch der Schlichtung durch Stoltenberg: 

Diese Initiative, die auch von der Türkei unterstützt wird, bezieht sich auf die Einleitung von militärisch-technischen Treffen zwischen den beiden Ländern innerhalb der NATO, wie der Generalsekretär heute bekannt gab. 

Über die Grenzen der Hoheitsgewässer gibt es unterschiedliche Auslegungen. Während der Vertrag von Lausanne aus dem Jahr 1923 drei Seemeilen festlegte, sind es nach internationalem Seerecht zwölf Seemeilen. Ankara fordert sechs Seemeilen. Zwischen den beiden NATO-Mitgliedern Griechenland und Türkei müsste eine juristische Klärung erfolgen oder eine Vertragseinigung stattfinden.

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