Großbritannien verzeichnet schwerste Wirtschaftseinbußen unter den Ländern Europas

Die britische Wirtschaft hat aufgrund der Corona-Krise mit dem schlimmsten Einbruch in ganz Europa zu kämpfen. Im zweiten Quartal 2020 brach das BIP des Landes um 20,4 Prozent ein. Die Staatsausgaben gingen um 14 und die Unternehmensinvestitionen um 31,4 Prozent zurück.

Großbritannien ist offiziell in eine Rezession eingetreten, nachdem seine Wirtschaft während des Corona-Lockdowns stärker schrumpfte als in jedem anderen europäischen Land. Das BIP des Landes stürzte im zweiten Quartal 2020 um 20,4 Prozent ab, der stärkste Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1955.

Die Zahlen zeigen, dass sich der Schaden durch die Corona-Krise ausbreitet, wobei allein die Bauindustrie einen Rückgang von 35 Prozent verzeichnete. Der Dienstleistungssektor als größter Teil der britischen Wirtschaft brach um 20 Prozent ein, die Industrieproduktion schrumpfte um 17 Prozent. Im Juni verzeichnete das Baugewerbe einen kurzfristigen Aufschwung, während der Dienstleistungssektor um bescheidenere 7,7 Prozent zulegte.

Den Daten zufolge sanken die Staatsausgaben um 14 Prozent, während die Unternehmensinvestitionen um 31,4 Prozent zurückgingen. Die Konsumausgaben schrumpften um 23,1 Prozent. Das Gastgewerbe verzeichnete mit einem Rückgang von 75 Prozent die größte Einbuße. Löhne und Gehälter sanken um 1,6 Prozent, der erste Rückgang seit dem Jahr 2015 und der größte seit 2008. Samuel Tombs, Chefvolkswirt bei Pantheon Macroeconomics, schrieb in einem von Bloomberg zitierten Bericht:

Die lange Dauer der Abriegelung im zweiten Quartal, die auf die langsame Reaktion der Regierung auf COVID-19 im März zurückzuführen ist, gefolgt von ihrem Versagen, die Ausbreitung des Virus von den Krankenhäusern aus zu verhindern, war die Ursache für die schwache Leistung der Wirtschaft.

Die Bank von England erklärte, dass der Arbeitsmarkt eine der größten Sorgen darstelle, während britische Beamte einen sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit befürchten, wenn die staatlichen Maßnahmen zum Erhalt der Arbeitsplätze gegen Ende des Jahres auslaufen. Die Zahl der Beschäftigten ging im Vergleich zum März bereits um rund 730.000 zurück. Der britische Finanzminister Rishi Sunak betonte:

Ich habe schon früher gesagt, dass harte Zeiten vor uns liegen, und die heutigen Zahlen bestätigen, dass harte Zeiten angebrochen sind.

Hunderttausende Menschen haben bereits ihre Arbeit verloren, und leider werden es in den kommenden Monaten noch viel mehr werden.

Milliarden von Pfund wurden durch Anleihekäufe und Kreditprogramme in das Finanzsystem des Landes gesteckt. Die Zentralbank senkte ihren Leitzinssatz fast auf null, nachdem sie davor warnte, dass die Krise größere Narben in der Wirtschaft hinterlassen wird, je länger die Erholung dauert.

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