Weißrussland: Auch drei Tage nach den Wahlen Proteste und Festnahmen

Einwohner Weißrusslands, die mit den Ergebnissen der Präsidentschaftswahlen nicht einverstanden sind, die von der Opposition als gefälscht bezeichnet wurden, sind erneut auf die Straßen gekommen. Es gibt wieder Ausschreitungen und Zusammenstöße mit der Polizei.

Während sich die Protestaktionen in den vergangenen Tagen auf das Zentrum der weißrussischen Hauptstadt Minsk konzentrierten, kam es am Dienstagabend und in der Nacht zum Mittwoch zu Ausschreitungen in anderen Stadtteilen, nachdem die Polizei das Stadtzentrum gesperrt hatte.

Im Minsker Stadtbezirk Serebrjanka kam es zu Zusammenstößen zwischen der Bereitschaftspolizei und Demonstranten, nachdem diese versucht hatten, Straßensperren zu errichten. Ein lauter Knall war zu hören.

Ähnliche Szenen spielten sich in Kamennaya Gorka am Rande der Stadt ab. Dort waren Explosionen zu hören, während die Bereitschaftspolizei versuchte, eine Menschenmenge aufzulösen.

Eines der Videos zeigt einen Polizeibeamten, der offenbar damit droht, eine Granate zu zünden, als Umstehende versuchen, die Verhaftung eines jungen Mannes zu behindern. Berichten zufolge soll es sich bei dem Festgenommenen um einen 15-Jährigen handeln.

In der Stadt Brest im Westen des Landes setzte die Polizei Schusswaffen gegen Demonstranten ein. Wie die Pressesprecherin des Innenministeriums, Olga Tschemodanowa am Mittwoch mitteilte, griff eine aggressive Gruppe von Menschen mit Eisenstäben in Händen Polizeibeamte an. "Für den Schutz des Lebens und der Gesundheit der Beamten schoß die Polizei scharf. Einer der Angreifer wurde verletzt".

Es gab zudem zahlreiche Berichte über ausländische und einheimische Journalisten, die dem harten Vorgehen der Sicherheitskräfte zum Opfer fielen. So wurde Sergej Griz, Fotograf der Nachrichtenagentur AP, von Männern in nicht gekennzeichneten Uniformen angegriffen. Sie drohten dem Journalisten damit, seine Kamera zu zerstören. Die mutmaßlichen Gesetzeshüter beschlagnahmten auch einen Speicherstick einer örtlichen Journalistin.

Tausende Menschen gingen in Weißrussland auf die Straßen, nachdem der amtierende Präsident Alexander Lukaschenko einen erdrutschartigen Wahlsieg verkündet hatte. Die Opposition behauptet, dass ihre Kandidatin Swetlana Tichanowskaja, die offiziell rund zehn Prozent der Stimmen erhielt, ihres Sieges beraubt worden sei.

In den ersten beiden Tagen der Unruhen kam ein Mensch ums Leben, Dutzende wurden verletzt und mehr als 5.000 verhaftet. Die Polizei setzte Tränengas, Blendgranaten und Gummigeschosse ein, um die Menschenmassen zu zerstreuen. Demonstranten bewarfen die Ordnungskräfte mit Steinen und Feuerwerkskörpern. Es gab auch Videos, die zeigten, wie Sicherheitskräften von Autos angefahren wurden. In anderen Videos ist zu sehen, wie Polizeibeamte Menschen aus vorbeifahrenden Autos herausholen und sie brutal verprügeln.

Lukaschenko behauptete zuvor, dass die Proteste nach den Wahlen vom Ausland aus gesteuert worden seien und beschuldigte Polen, Großbritannien und die Tschechische Republik. Warschau und Prag wiesen die Vorwürfe zurück.

Mehr zum ThemaWeißrussische Oppositionsführerin Tichanowskaja setzt sich nach Litauen ab