Weißrussische Oppositionsführerin Tichanowskaja setzt sich nach Litauen ab

Die weißrussische Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja soll sich in Litauen befinden. Das teilte der litauische Außenminister per Twitter mit. Berichten zufolge soll sich die Oppositionelle angeblich aus Sicherheitsgründen in das Nachbarland abgesetzt haben.

Die oppositionelle weißrussische Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja befindet sich derzeit in Litauen. Das gab der Außenminister des Landes Linas Linkevicius bekannt. Er twitterte am Dienstag:

Swetlana Tichanowskaja ist in Sicherheit. Sie ist in Litauen.

Der litauische Außenminister hatte einige Stunden zuvor die Nachricht veröffentlicht, wonach er versucht habe, Tichanowskaja zu erreichen, ihr Aufenthaltsort aber nicht einmal ihren eigenen Mitarbeitern bekannt sei. Er erklärte, dass er "besorgt um ihre Sicherheit" sei.

Tichanowskaja hatte die Annullierung der weißrussischen Präsidentschaftswahlen gefordert. Nachdem laut weißrussischer Sicherheitsdienste ein Attentat auf sie vereitelt wurde, kamen Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Politikerin auf. Die Opposition lehnte es jedoch ab, um Polizeischutz zu bitten.

Eine Vertraute der weißrussischen Politikerin, Olga Kowalkowa, äußerte sich zur Abreise von Tichanowskaja nach Litauen gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti wie folgt:

Swetlana ist in Litauen. Swetlana ist weiterhin beim weißrussischen Volk, sie gewann. Sie hatte keine andere Wahl. Die weißrussischen Behörden haben sie außer Landes gebracht, die Behörden haben ihre Ausreise organisiert.

Tichanowskaja veröffentlichte auf Youtube eine Ansprache. Sie erklärte, sie habe eine "schwierige Entscheidung treffen müssen. "Ich weiß, dass viele mich verstehen, viele mich verurteilen und viele mich hassen werden. Aber wissen Sie, Gott bewahre Sie, vor dieser Wahl zu stehen, vor der ich stand. Deswegen... Leute, bitte passt auf Euch auf!", sagte Tichanowskaja. Am Ende ihrer Rede sagt die Oppositionskandidatin, dass Kinder "das Wichtigste sind, was es in unserem Leben gibt".

Swetlana Tichanowskaja hatte ihre Kinder Ende Juli ins Ausland gebracht. Der Ehemann von Tichanowskaja, der prominente Blogger Sergei Tichanowskij, war Ende Mai 2020 inhaftiert worden.

Später wurde im Internet ein Video mit einem weiteren Appell von Tichanowskaja veröffentlicht. Die Oppositionskandidatin las vor der Kamera einen Text vom Blatt und rief damit die Bevölkerung in Weißrussland auf, nicht mehr an Protestaktionen teilzunehmen. "Weißrussen! Ich rufe Sie zur Vernunft und zur Achtung der Gesetze auf. Ich will kein Blutvergießen und keine Gewalt", sagte sie. Es gibt bislang keine Hinweise, wann und wo dieses zweite Video aufgenommen wurde.

Weißrussland wird von Protesten erschüttert, seit bekannt wurde, dass Alexander Lukaschenko mit fast 80 Prozent der Stimmen seine Wiederwahl gesichert hatte. Aktivisten der Opposition behaupten, die Ergebnisse seien gefälscht. Tausende von Demonstranten versammelten sich in der Hauptstadt Minsk und anderen Städten, was zu gewaltsamen Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften führte.

Lukaschenko hat die Unruhen nach der Wahl auf ausländische Einmischung zurückgeführt und behauptet, Polen, Großbritannien und die Tschechische Republik würden hinter den Demonstrationen stehen.

Vertreter Polens und Tschechiens wiesen die Vorwürfe zurück.

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