Ausschreitungen nach Präsidentschaftswahlen in Weißrussland: Polizei geht hart gegen Protestler vor

Nach dem Ende der Präsidentschaftswahlen in Weißrussland haben sich Tausende Menschen in mehreren Städten, darunter auch in der Hauptstadt Minsk, versammelt, um gegen vermeintliche Wahlfälschungen zu demonstrieren. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei.

In Weißrussland ist es am Sonntagabend in mehreren Städten zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Viele Menschen protestieren gegen angebliche Wahlfälschungen. So haben sich im Zentrum der Hauptstadt Minsk Tausende Menschen versammelt. Die Polizei versuchte, die nicht genehmigte Protestaktion aufzulösen und setzte Blendgranaten ein. Videos in den sozialen Medien zeigen Szenen von den Zusammenstößen auf den zentralen Straßen der Stadt. Es sind mehrere Explosionen zu hören. 

Den Videos zufolge waren allein im Zentrum der Hauptstadt schätzungsweise 10.000 Menschen auf den Straßen. Autos hupten, Sicherheitskräfte sperrten mehrere Metro-Stationen. Die Polizei nahm viele Demonstranten fest. Eine genaue Zahl lag zunächst nicht vor. Berichten zufolge soll es auch Verletzte gegeben haben.

Ein Video zeigt einen jungen Mann mit blutverschmiertem Kopf. Er behauptet, von einem Polizisten geschlagen worden zu sein. Er habe die Polizei nicht provoziert und sei davongerannt, nachdem er geschlagen worden sei. Andere Teilnehmer der Protestaktion haben ihm Erste Hilfe geleistet.

An einem anderen Ort in Minsk versuchten Passanten, eine Festnahme durch die Polizei zu verhindern. Auch in anderen Städten gab es Proteste. So haben die Sicherheitskräfte eine Menschenmenge in der Stadt Mogiljow im Osten Weißrusslands aufgelöst. Bei der Auflösung der Protestaktion in der Stadt Grodno im Westen des Landes hat die Polizei Tränengas eingesetzt. 

Nach Angaben von Augenzeugen fuhr gegen 23 Uhr Lokalzeit ein Gefängnistransporter mit hoher Geschwindigkeit im Zentrum von Minsk mehrere auf der Straße stehende Menschen nieder. Augenzeugen berichten von mindestens drei Verletzten. Die offizielle Vertreterin der städtischen Hauptverwaltung für innere Angelegenheiten des Exekutivkomitees der Stadt Minsk, Natalja Ganusewitsch, hat den Vorfall bislang nicht bestätigt. Angeblich ist der Vorfall im folgenden Video zu sehen: 

Am 9. August fanden in Weißrussland Präsidentschaftswahlen statt. Mehr als 6,8 Millionen Bürger konnten in 5.767 Wahllokalen landesweit für einen der fünf Kandidaten stimmen. Der Urnengang dauerte von 7:00 bis 19:00 Uhr MESZ. Laut Medienberichten konnten viele Wähler ihre Stimme nicht abgeben. 

Um das höchste Amt der Republik waren neben dem amtierenden Staatschef Alexander Lukaschenko auch Andrei Dmitrijew, Anna Kanopazkaja, Swetlana Tichanowskaja und Sergei Tscheretschen im Rennen. Die diesjährigen Wahlen in Weißrussland werden von Skandalen, Protestaktionen und Festnahmen überschattet.

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