Europäische Rüstungsunternehmen wollen auf US-Technologien verzichten

Frankreich und Deutschland wollen ihre technologische Abhängigkeit von den USA verringern und sich bei der Herstellung von Rüstungsgütern mehr auf ihre eigenen Produkte verlassen. Man wolle sensible Daten nicht mehr aus der Hand geben, berichtet die Welt am Sonntag.

Waffenhersteller in Deutschland und Frankreich versuchen angeblich, US-Technologien im Hubschrauberbau schrittweise aufzugeben. Außerdem arbeiten sie an einem neuen Sturmgewehr für die Bundeswehr sowie einem neuen Kampfjet, der im Rahmen des Programms "Future Combat Air System" (FCAS) unter Federführung der Flugzeugbauer beider Länder entwickelt wird.

Der Schutz sensibler Daten sei einer der Gründe für den Ansporn, bei der militärischen Produktion mehr Unabhängigkeit von den USA zu erlangen, teilte die Zeitung mit. Darüber hinaus seien die Unternehmen besorgt, dass Washington gemäß den Regelungen des internationalen Waffenhandels (ITAR) die Kontrolle über alle Rüstungsgüter behält, bei deren Produktion US-Technologien verwendet wurden, und daher Waffenexporte blockieren könnte. Die Welt zitiert Florent Chauvancy, Verkaufschef der Hubschraubertriebwerkssparte des französischen Herstellers Safran:

Mit Itar free und ohne Auflagen anderer amerikanischer Regulierungssysteme bekommt Europa mehr Freiheit, an wen Rüstungsprodukte geliefert werden.

Einer der Vorteile von Produkten, die zu 100 Prozent in Europa hergestellt würden, bestehe darin, dass die Daten dieser Unternehmen in Europa bleiben und nicht in die Hände außereuropäischer Länder fallen würden, so Chauvancy.

Dem Medienbericht zufolge will Safran gemeinsam mit dem deutschen Hersteller ZF Friedrichshafen einen neuen Antrieb entwickeln, der in eine große militärische Drohne verbaut werden kann. Allerdings bleibt derzeit unklar, ob das Ziel des europäischen Militärs, US-Technologien vollständig zu meiden, realistisch ist.

Der Ansporn verstärkte sich zusätzlich kurz nach der Ankündigung der USA, rund 12.000 US-Soldaten aus Deutschland abzuziehen, da US-Präsident Donald Trump Europa – und insbesondere Berlin – wiederholt vorwarf, seinen Anteil an den Verteidigungskosten der NATO nicht zu bezahlen. Zugleich deutete der US-Präsident an, dass er Deutschland nicht "schützen" wolle, da es "Milliarden US-Dollar" für Energieimporte aus Russland zahle.

Die USA sprechen sich seit langem gegen eine engere Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland im Energiebereich aus, was den Bau der Nord Stream 2-Pipeline durch die Ostsee einschließt. Gleichzeitig versuchen sie, ihre Flüssiggaslieferungen (LNG) nach Europa zu steigern. Während es Washington im vergangenen Jahr gelang, das Projekt zu bremsen, verstärkte es kürzlich den Druck auf Investoren und alle daran beteiligten europäischen Firmen. In einer klaren Warnung an die Projektbeteiligten drohte US-Außenminister Mike Pompeo Anfang dieses Monats:

Es ist eine klare Warnung an die Unternehmen, dass die Beihilfe zu russischen Projekten mit bösartigem Einfluss nicht toleriert wird. Steigen Sie jetzt aus oder riskieren Sie die Konsequenzen.

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