Erneut Geiselnahme in der Ukraine: Polizeichef von Poltawa entführt

Infolge eines Polizeieinsatzes zur Festnahme eines mutmaßlichen Autodiebes wurde der Chef der lokalen Kriminalpolizei-Abteilung im ukrainischen Poltawa als Geisel genommen. Der Angreifer sei mit einer Handgranate bewaffnet und drohe, diese zu zünden, hieß es. Es werde verhandelt.

Laut Angaben des stellvertretenden Innenministers der Ukraine Anton Geraschtschenko hat der Tatverdächtige eine Handgranate hervorgeholt und einen Polizeibeamten aus der Einheit der Sondereinsatzgruppe an der Hand gepackt. Infolge der Verhandlungen sei es den Sicherheitskräften gelungen, die Geisel gegen den Chef der Kriminalpolizei-Abteilung des Gebiets Poltawa, Oberst Witali Schijanu, auszutauschen. Nachdem die Forderung des Geiselnehmers erfüllt wurde, ihm ein neues Auto zur Verfügung zu stellen, flüchtete er damit zusammen mit dem entführten Polizeichef. Mittlerweile soll sich der Geflüchtete laut Medienberichten in Richtung der Stadtausfahrt bewegen.

Im Internet wurde inzwischen ein Video vom Ort des Geschehens in der Nähe des lokalen Verwaltungsgerichts verbreitet. Das Gelände wurde abgeriegelt, die eingetroffenen Sondereinsatzkräfte untersuchen den Ort auf mögliche Bombenverstecke. Die Polizei von Poltawa richtete einen Krisenstab ein. 

Die Identität des Angreifers wurde bereits festgestellt. Beim Geiselnehmer handelt es sich um einen wegen Verstoßes gegen Privateigentum und Drogenbesitzes vorbestraften 32-jährigen Einwohner von Poltawa, Roman Sripnik, wie die Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf den Pressesprecher der Polizei mitteilte.

Die Sicherheitskräfte setzen die Verhandlungen mit dem Entführer fort und bemühen sich weiterhin verstärkt um die Freilassung der Geisel. Die Einwohner der Stadt wurden eindringlich gebeten, den Ort des Sondereinsatzes samt den umliegenden Bezirken zu meiden. Die Sonderoperation dauert an.

Erst vorgestern haben Berichte über ein Geiseldrama in der ukrainischen Stadt Luzk Schlagzeilen gemacht. Die Verhandlungen mit dem Angreifer dauerten insgesamt zwölf Stunden lang, bevor alle Geiseln befreit werden konnten. Um dieses zu erwirken, ging Präsident Wladimir Selenskij auf eine der Forderungen des Geiselnehmers ein, indem er in einer Videoansprache für eine Fernseh-Doku über Tierquälerei warb. Der Täter wurde anschließend festgenommen, er muss sich nun wegen Terrorismus vor Gericht verantworten. Unter den Businsassen gab es keine Verletzte.

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