Erneut Krawalle in Belgrad – Demonstranten dringen in Parlament ein

Die Zahl der Corona-Fälle steigt in Serbien wieder, während die Schutzmaßnahmen unter der Bevölkerung unpopulär sind. Der Protest richtet sich zunehmend gegen Präsident Aleksandar Vučić. Friedliche Kundgebungen in Belgrad werden immer wieder von Gewalt überschattet.

Eine mehrstündige friedliche Kundgebung in Belgrad gegen die Corona-Politik der serbischen Regierung ist nach Angriffen von Randalierern gegen die Polizei erneut von Gewalt überschattet worden. Protestierende warfen am Freitagabend Steine und Flaschen auf das Parlamentsgebäude und die Polizei. Eine Gruppe junger Männer durchbrach das Metallgeländer vor dem Parlament und drang, patriotische Lieder singend, in das Gebäude ein.

Die Randalierer wurden dort jedoch von Polizisten erwartet. Es kam zu Zusammenstößen. Der Ansturm gewaltbereiter Demonstranten wurde gegen Mitternacht mit Knüppeln und Tränengas beendet. Die Beamten bildeten eine Kette um den Eingang ins Parlament. Kurz darauf beendeten auch die übrigen Demonstranten, die sich friedlich verhalten hatten, ihre Protestkundgebung.

Nach Medienberichten wurden mindestens 70 gewalttätige Personen festgenommen. Auch Journalisten waren von Randalierern angegriffen worden. Mehrere Menschen wurden verletzt.

Die Demonstrationen hatten sich an den Plänen des Präsidenten Aleksandar Vučić entzündet, wegen des Anstiegs der Corona-Neuinfektionen für das Wochenende ein Ausgangsverbot zu verhängen. Der Staatschef nahm die Entscheidung zwar zurück und verbot dafür nur Ansammlungen von mehr als zehn Personen. Dies besänftigte viele Menschen aber nicht, und die Proteste richteten sich zunehmend gegen den Politiker als Person. Aus Teilen der Bevölkerung wird ihm nun auch Verrat vorgeworfen, weil er nach einer deutsch-französischen Vermittlung neuen Gesprächen mit dem Kosovo zugestimmt hat. (dpa)

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