Nach Belästigungsvorwürfen: Französische Justiz ermittelt gegen ehemaligen Präsidenten

Eine WDR-Journalistin erstattet Strafanzeige gegen den französischen Ex-Präsidenten Valéry Giscard d'Estaing. Sie wirft ihm sexuelle Belästigung nach einem Interview vor. Die französische Justiz untersucht nun die Vorwürfe gegen den 94-Jährigen.

Die Reporterin Ann-Kathrin Stracke hat dem 94 Jahre alten Ex-Präsidenten in der vergangenen Woche vorgeworfen, sie sexuell belästigt zu haben. Sie bestätigte, Strafanzeige wegen sexueller Belästigung erstattet zu haben.

In einem Interview mit dem Deutschlandfunk  erzählte Stracke, dass der Politiker im Dezember 2018 nach einem Interview in Paris mehrmals seinen Arm um ihre Taille gelegt habe, der dann auf ihre Gesäßhälfte gerutscht sei. Der Vorfall soll sich ereignet haben, nachdem die Reporterin ihren Interviewpartner um ein Erinnerungsfoto gebeten habe. Sie habe die Situation schließlich ihrem Kameramann signalisiert: 

Ich habe jedes Mal versucht, seine Hand wegzudrücken, weil das eine maximal unangenehme Situation war, aus der ich auch selber nicht rausgekommen bin. Während wir die Bilder angeschaut haben, habe ich mich umgedreht und meinem Teamkollegen Blicke zugeworfen, und im Endeffekt hat der Kameramann nachher reagiert und hat einen Lampenschirm umgeworfen, von einer Lampe, die auf dem Regal stand, das sozusagen den Weg beschränkt hat rechts von mir, weil ich dort nicht weitergekommen bin.

Auf die Frage, ob sich Stracke nun um ihre berufliche Laufbahn Sorgen mache, sagte sie: 

Ich stehe nach wie vor dazu, dass ich diesen Entschluss gefasst habe, das öffentlich zu machen, und ich finde, wenn das negative Konsequenzen für meine Zukunft hätte, dann fände ich das sehr traurig und sehr bedauerlich für unsere Gesellschaft und unsere Demokratie, in der wir leben.

Laut dem Anwalt des früheren Staatsoberhaupts, Jean-Marc Fédida, erinnere sich Giscard d'Estaing nicht an die Ereignisse, über die sich die Journalistin beklage, und wisse nichts über den rechtlichen Schritt. Der Ex-Staatschef betrachte das Ganze als einen "besonders unwürdigen und verletzenden Medien-Angriff".

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