Polen: Demonstrationen gegen Grenzschließungen

An der deutsch-polnischen Grenze ist es am Freitagabend zu Protesten gegen die Grenzschließung durch die Regierung in Warschau gekommen. Sie hatte den Schritt mit der Corona-Pandemie begründet. Viele Pendler fürchten wegen der Schließung um ihren Arbeitsplatz.

In der Görlitzer Nachbarstadt Zgorzelec seien rund 300 Menschen auf die Straße gegangen, berichtete die Nachrichtenagentur PAP. In den Grenzstädten Słubice bei Frankfurt (Oder), Rosówek in Westpommern und Gubin in der Niederlausitz habe es Demonstrationen mit jeweils mehr als hundert Teilnehmern gegeben. Nach Angaben der Polizei verliefen die Proteste ruhig, ohne den Warenverkehr zu beeinträchtigen.

Die Regierung von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hatte Mitte März im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie die Grenzen für Ausländer geschlossen. Berufspendler müssen nach ihrer Rückkehr nach Polen in eine 14-tägige häusliche Isolierung. "Die Region ist in zwei Hälften geteilt, was vielen Menschen im Grenzgebiet das Leben sehr erschwert", sagte Marta Szuster, eine Sprecherin der Proteste in Rosówek, der Nachrichtenagentur.

Auch an der polnisch-tschechischen Grenze kam es in dem Dorf Chałupki (Annaberg) an der Oder zu einer kleineren Kundgebung. Die polnischen Pendler drückten ihre Befürchtung aus, bei längerer Abwesenheit ihren Arbeitsplatz in Tschechien zu verlieren. "Sie ernähren damit oft die ganze Familie. Was sollen diese Leute tun? Sie sind verzweifelt", sagte Krzysztof Gadowski, Sejm-Abgeordneter der oppositionellen Bürgerplattform (PO).

In Polen gab es nach Angaben des Gesundheitsministeriums bis Freitagnachmittag 10.892 bestätigte Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus. 494 Menschen starben.

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(rt/dpa)