von Rainer Rupp
Am 20. Juni hatte der Iran über seinem Hoheitsgebiet eine US-amerikanische Spionagedrohne abgeschossen. Dieser Abschuss enthielt zuallererst die Botschaft an Washington: Der Iran ist sich dessen bewusst, dass sich der US-Präsident mit seiner Iran-Politik selbst in eine Sackgasse manövriert hat. Der für Trump sehr peinliche Drohnenabschuss kam eine Woche nach dem Start seiner Kampagne für eine mögliche Wiederwahl.
Die zweite Botschaft darin war, dass der Iran nicht vom militärischen Aufmarsch der Amerikaner beeindruckt ist und sich für einen umfassenden Krieg vorbereitet sieht, unabhängig von den Konsequenzen.
US-Präsident Trump entschied, nicht gegen Iran militärisch zurückzuschlagen. Stattdessen wurde vom Weißen Haus eine herzerweichende Geschichte verbreitet, wonach der angeblich bereits befohlene Raketenangriff gegen den Iran buchstäblich zehn Minuten vor dessen Ausführung von Trump gestoppt worden sei. Der angebliche Grund sei gewesen: Der US-Präsident wollte nicht das Leben von 150 iranischen Menschen gefährden, die andernfalls dabei höchstwahrscheinlich umgekommen wären. Und wenn eine Geschichte zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist sie in der Regel auch nicht wahr.
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Tatsächlich haben sich seither Hinweise verdichtet, dass die ganze Story ein Fake war, um im Fahrwasser des iranischen Drohnenabschusses einen Gesichtsverlust des US-Präsidenten zu verhindern. Tatsächlich soll sich im Hintergrund eine auf den ersten Blick noch verrücktere Story abgespielt haben, die inzwischen jedoch von etlichen seriösen Quellen bestätigt wurde.
Tatsächlich habe Trump gar nicht ernsthaft daran gedacht, den Iran zu bombardieren. Mit den unübersehbaren schweren Folgen habe er nicht seine Präsidentschaft aufs Spiel setzen wollen. Vielmehr habe er doch tatsächlich – so sagen jetzt übereinstimmend unterschiedliche Quellen – bei der Regierung in Teheran um Einverständnis nachgesucht, einen symbolischen "Angriff" gegen einen leeren Wüstenort auf iranischem Territorium durchführen zu können. Damit hätte er öffentlich sein Gesicht als US-Präsident und als "harter Kerl", mit dem nicht zu spaßen ist, sowohl zu Hause als auch vor der Welt wahren können. Wie inzwischen bekannt wurde, hatte der Iran diesem Angebot nicht zugestimmt.
Eine der Depeschen des ehemaligen britischen Botschafters in den USA, Sir Kim Darroch, an das britische Außenamt in London, deren Inhalte Anfang dieser Woche an die Presse durchgestochen wurden, scheinen diese Geschichte zu bestätigen. Darin heißt es unter anderem als Erklärung für Trumps Verhalten, es sei wahrscheinlicher, dass Trump niemals vollständig für einen Angriff gegen den Iran hätte gewonnen werden können, weil er sich Sorgen darüber machte, wie sich eine solche offensichtliche Kehrtwende – weg von seinem Wahlversprechen im Jahr 2016 – auf die Chancen seiner Wiederwahl im Jahr 2020 auswirken könnte.
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In die gleiche Richtung weist auch ein Bericht des normalerweise gut informierten Mittelost-Kenners Elijah Magnier. Der bezieht sich auf namentlich nicht genannte "gut informierte Quellen", denen zufolge US-Geheimdienste über Vermittlung eines Drittstaates in Teheran einen Vorschlag aufgetischt hatten, in dem Trump die Iraner ersucht habe, zwei oder drei klar definierte Ziele im Iran bombardieren zu dürfen, welche die Iraner zuvor auch noch selbst bestimmen sollten. Dadurch würden beide Länder, USA und Iran, als Gewinner aus dieser Krise hervorgehen: Iran würde nur zum Schein und kein wirklicher Schaden zugefügt und Trump sähe als ein Mann, der "durchgreift", bei seinen Wählern zu Hause gut aus.
Der Iran habe – so Magnier – das Angebot kategorisch ablehnt und geantwortet, dass selbst ein Angriff auf einen leeren Sandstrand einen Raketenstart gegen US-Ziele im Golf auslösen würde.
Ein hochrangiger iranischer General hat Magniers Bericht inzwischen bestätigt. Brigadegeneral Gholam Reza Jalali, der Leiter der iranischen Zivilschutzorganisation erklärte Anfang der Woche, dass Washington kürzlich Teheran auf diplomatischem Wege gebeten habe, nach dem Abschuss einer US-Spionagedrohne durch das Iranische Revolutionsgardecorps (IRGC) eine kleine Operation im iranischen Luftraum durchführen zu dürfen. Iran habe den Antrag der USA kategorisch abgelehnt und erklärt, er werde auf jeden Angriffsakt reagieren. Die Islamische Republik Iran habe geantwortet, dass sie "jede US-Operation gegen Iran als Krieg ansieht und eine vernichtende Antwort darauf geben wird. Sie (die USA) können einen Krieg beginnen, aber es ist der Iran, der ihn beenden wird", sagte der General am vergangenen Sonntag.
Wie wohl die Anfrage Trumps ausgesehen haben mag? Vielleicht so:
An den Staatspräsidenten der Islamischen Republik Iran
Sehr geehrter Herr Rohani!
Es ist dringend, es muss so aussehen, als ob ich robust gegen Ihr Land vorgehe.
Könnten Sie mir bitte drei Ziele in Ihrem Land nennen, die ich bombardieren darf, ohne dass ich viel Schaden anrichte und ohne dass Sie darauf reagieren?
Bitte bald, mit freundlichen Grüßen.
Donald Trump
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