Am Donnerstag ging das zweitätige Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel zu Ende. Der amtierende US-Verteidigungsminister Mark Esper nutzte die Gelegenheit, die Verbündeten davon zu überzeugen, sich im Konflikt mit dem Iran an der Seite der Vereinigten Staaten zu positionieren.
Gegenüber Reportern sagte Esper nach Verlassen des NATO-Hauptquartiers im Anschluss an eine geschlossene Sitzung, dass die NATO-Partner das "schlechte Verhalten" des Iran öffentlich verurteilen müssten. Das würde dazu beitragen, dass die Ereignisse nicht auf eine "militärische Schiene" geraten.
Doch unter den Europäern gibt es offenbar Skepsis gegenüber Washingtons Bemühungen, eine Koalition gegen den Iran zu schmieden. Während des Treffens wurde Esper "von Frankreich gewarnt, die NATO-Allianz nicht in eine Militärmission am Golf zu verwickeln", berichtete Reuters.
Zusammen mit anderen europäischen Schwergewichten wie Berlin forderte Paris die USA auf, "das Atomabkommen mit dem Iran aufrechtzuerhalten". Washington hatte das Abkommen vor mehr als einem Jahr verlassen und damit den Grundstein für die anhaltende Eskalation gelegt.
Nach Angriffen auf Öltanker: Esper will gemeinsame Seepatrouillen
Der Pentagon-Chef rief die Verbündeten auf, an Seepatrouillen im Persischen Golf teilzunehmen. Die Patrouillen, so glaubt Esper, würden weitere Angriffe auf Öltanker verhindern.
Washington beschuldigt den Iran, sechs Öltanker bei zwei verschiedenen Vorfällen mit Haftminen beschädigt zu haben. Europäische US-Verbündete zeigten sich jedoch von den von Washington vorgelegten "Beweisen" nicht überzeugt.
Teheran wies die Anschuldigungen zurück und deutete an, dass es sich bei den Vorfällen um Operationen unter falscher Flagge handelte, die dazu gedacht waren, die Spannungen zu eskalieren und den Aufmarsch des US-Militärs in der Region zu rechtfertigen.
US-Präsident Donald Trump drohte am Dienstag den Iran damit, Teile des Landes "auszulöschen", sollte Teheran "irgendetwas Amerikanisches" angreifen. Einen Tag später sagte Trump, dass ein Krieg gegen den Iran eine kurze Angelegenheit wäre. Gleichzeitig betonte der US-Präsident jedoch, dass er dies nicht wolle.
Vergangene Woche hatte Trump in letzter Sekunde Luftangriffe auf den Iran gestoppt. Zuvor hatte das persische Land eine US-Überwachungsdrohne abgeschossen. Laut Trump wäre der geplante und dann von ihm abgebrochene Militärangriff "nicht verhältnismäßig" gewesen, da er rund 150 Menschenleben gekostet hätte.
Washington behauptet, dass die Drohne über internationalen Gewässern abgeschossen wurde, was von Teheran bestritten wird. Am Dienstag schloss sich Moskau der iranischen Sichtweise an und erklärte, die Drohne sei nachweislich in iranisches Hoheitsgebiet eingedrungen.
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