Flüchtlingscamp in Nordsyrien: Russisches Militär warnt vor einer humanitären Katastrophe

Im Al-Hol Flüchtlingscamp in Nordsyrien sterben täglich bis zu 20 Menschen, darunter viele Kinder. Es mangelt an Nahrung und Medizin. Das russische Militär warnt vor einer humanitären Katastrophe, denn die US-gestützten Truppen verweigern die Kooperation mit der syrischen Regierung.

Das Al-Hol Flüchtlingscamp besteht aus Zelten und wurde noch von den US-gestützten Truppen errichtet. Seit Dezember stieg die tägliche Todesrate. Eine Offensive der SDF (Syrische Demokratische Kräfte) gegen den IS in Al-Baghuz Fawqani ließ die Zahl in dem ursprünglich für 20.000 Menschen errichteten Zufluchtsort auf 74.000 Flüchtlinge anschwellen. 

Der Leiter des Russischen Versöhnungszentrums in Syrien, Generalmajor Wiktor Kuptschischin, warnte am Mittwoch, dass die Situation kurz vor einer humanitären Katastrophe sei. Er zitierte eine Frau, die sich glücklich schätzen konnte, das Flüchtlingslager verlassen zu haben: 

Täglich sterben zwischen 10 und 20 Menschen, darunter Kinder. In der letzten Woche starben aufgrund fehlender Medizin, Nahrung und der unerträglichen Lebensbedingungen sieben Kinder in dem Camp. 

Hilfe syrischer Regierung wird verhindert

Kuptschischin sprach von insgesamt 235 Kindern, die dort bereits gestorben seien. Er forderte internationale Organisationen dazu auf, die Situation zu verbessern. Dabei verwies er auch auf die Angebote der syrischen Regierung für Umsiedlungsprogramme und Sicherheitsgarantien für alle diejenigen, die durch das jahrelange Blutvergießen innerhalb Syriens Vertriebene werden. So richtete die syrische Regierung vorübergehende Unterkünfte für die Vertriebenen ein und bot an, den Prozess der Ausstellung neuer Ausweispapiere zu modernisieren.

Die Vorhaben scheiterten jedoch an der fehlenden Bereitschaft der US-geführten Koaltionsgruppen, mit der syrischen Regierung zusammenzuarbeiten. Die Gruppen kontrollieren das Flüchtlingslager Rukban in der Nähe von At-Tanf und das Gebiet, in welchem sich Al-Hol befindet. Im letzten Monat mussten Busse umkehren, die eigentlich geschickt worden waren, um Flüchtlinge aus Rukban zu überführen, da ihnen die US-Partner die Zufahrt verwehrten. 

Auch das Internationale Komitee des Roten Kreuzes schlug angesichts der menschenunwürdigen Bedingungen Alarm. Der Präsident Peter Maurer besuchte das Flüchtlingslager Al-Hol und zeige sich "schockiert" angesichts der Geschichten "von Kindern und Frauen, die wegen all der Schwierigkeiten in großer Zahl sterben". Ein prominentes Opfer ist das Neugeborene einer britischen IS-Braut. Shamima Begum lebte bis vor kurzem in Al-Hol. Dort gebar sie einen Jungen, der kurz nach der Geburt verstarb.