USA setzen Lieferung von Material für F-35-Kampfjets an Türkei aus

Die USA haben die Auslieferung von Material für F-35-Kampfflugzeuge an die Türkei gestoppt. Die US-Regierung ist verärgert, dass Ankara ein russisches Luftabwehrsystem erwirbt. Bisherige Drohungen haben die Türkei nicht von ihrem Kurs abbringen können.

Aus Ärger über die geplante Installierung eines russischen Raketenabwehrsystems in der Türkei hat die US-Regierung die Auslieferung von Material für F-35-Kampfflugzeuge an Ankara vorerst gestoppt. Solange die türkische Regierung nicht auf das russische Luftabwehrsystem S-400 verzichte, würden die Auslieferungen und Aktivitäten rund um die F-35-Jets zunächst ausgesetzt, teilte das US-Verteidigungsministerium in Washington mit. Die USA hätten klargemacht, dass der Erwerb des S-400-Systems durch die Türkei inakzeptabel sei.

Die Entscheidung könnte die ohnehin angespannte Beziehung zwischen beiden Ländern weiter verschlechtern und dürfte auch Thema auf dem am Mittwoch beginnenden NATO-Außenministertreffen in Washington sein. Der amtierende Pentagon-Chef Patrick Shanahan zeigte sich am Dienstag aber zuversichtlich, dass das Problem gelöst werden könne.

Hintergrund ist, dass die Türkei mit der russischen Regierung den Kauf von S-400-Raketensystemen zur Flugabwehr vereinbart hat. Zugleich will Ankara von den USA F-35-Kampfjets beziehen, gegen die das S-400-System theoretisch eingesetzt werden könnte. Die Türkei will das russische Luftabwehrsystem ab Oktober einsatzbereit haben. Damit würde sich die Türkei als erstes NATO-Mitglied auf das russische Waffensystem stützen, das inkompatibel mit NATO-Systemen sein soll. 

Der Ankauf des Systems aus Russland ist seit längerem ein großer Streitpunkt zwischen den USA und der Türkei. Washington behauptet, dass Russland über das Abwehrsystem an sensible Daten über die Fähigkeiten der F-35-Jets gelangen könnte. Stattdessen will die US-Regierung der Türkei ihr Flugabwehrraketensystem Patriot verkaufen. Der Erwerb des S-400-Systems befördert die innerhalb der NATO ohnehin grassierende Sorge, dass die Türkei sich vom westlichen Bündnis abwenden könnte.

Shanahan sagte am Dienstag, er gehe davon aus, dass die F-35-Kampfjets ausgeliefert würden. Der amtierende US-Verteidigungsminister äußerte sich laut anwesenden Journalisten bei einem Empfang im Pentagon zuversichtlich in Bezug auf den Patriot-Vorschlag der USA.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte zuletzt bekräftigt, dass er nicht von dem S-400-Vertrag mit Russland abrücken will. Von der türkischen Regierung gab es am Dienstag zunächst keine Reaktion auf die Entscheidung aus Washington, die Auslieferung des Materials für die F-35-Kampfjets zu stoppen.

Erdoğan muss sich derzeit mit anderen schlechten Nachrichten herumschlagen: Seine muslimisch-konservative Regierungspartei AKP hatte bei der Kommunalwahl am Sonntag eine empfindliche Schlappe erlitten. Sie ging zwar als stärkste Partei aus der Wahl hervor, verlor aber vor allem in großen Städten massiv an Zuspruch.

Die wichtigste Ursache für die Verluste waren die wirtschaftlichen Probleme der Türkei – unter anderem die anhaltend hohe Inflation und die zeitweise massive Abwertung der Landeswährung Lira. Diese gingen teilweise auf ein schweres Zerwürfnis mit den USA im vergangenen Sommer zurück. Die Lira verlor auch nach der Ankündigung des Lieferstopps für F-35-Materialien am Dienstagmorgen vorübergehend an Wert.

Russland stellte unterdessen klar: "Wir werden die Lieferungen der S-400 definitiv nicht aufgeben." Dies sagte der Chef des Verteidigungsausschusses im russischen Parlament, Wladimir Schamanow, laut der Agentur Interfax. Er schloss allerdings nicht aus, dass die Türkei auf Druck der USA am Ende auf eine Lieferung verzichten könnte.

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(rt deutsch/dpa)