Chef von Morgan Stanley: Haft und Folter von Geschäftsleuten durch Saudis "kreativ und effizient"

Unter Gelächter lobte der CEO und Präsident von Morgan Stanley in Davos saudische Praktiken der Folter und Haft als "kreatives und effizientes" Mittel im Kampf gegen die Korruption. Saudi-Arabien äußerte sich betroffen über den Mord an Jamal Khashoggi.

James Gorman, CEO und Präsident von Morgan Stanley, der Investmentbank an der Wall Street, verurteilt den Mord an dem saudischen Journalisten Jamal Kashoggi. Bei einer Diskussion auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos:

Der Mord an Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul ist vollkommen inakzeptabel.

Hierdurch solle man sich aber nicht von Geschäften in Saudi-Arabien abschrecken lassen. Die Verhaftung von Geschäftsleuten und saudischen Adeligen im Ritz-Carlton Hotel in Riad bewerten Gorman als eine Möglichkeit, der Korruption zu begegnen:

Aber was machen Sie? Welche Rolle spielen Sie beim wirtschaftlichen und sozialen Wandel? Es gibt viele Länder, die Korruptionsprobleme auf kreative Weise angehen. Das ist sicherlich einer der kreativsten. Man könnte argumentieren, einer der effizientesten.

Das Publikum auf dem Weltwirtschaftsforum zeigte sich hörbar amüsiert ob der Äußerungen Gormans.

Auch der saudische Finanzminister Mohammad al-Dschadan war Gast der Diskussionsrunde. Er sagte, das Königreich sei "absolut traurig" über Khashoggis Tötung: 

Klopfen Sie an eine Tür in Saudi-Arabien, und die Leute werden Ihnen sagen, wie traurig sie sind.

Das Geschehen sei der "DNA" der Saudis "fremd" und "völlig gegen unseren Glauben, unsere Kultur und Religion".

Währenddessen beschuldigte die Leiterin von Human Rights Watch für den Nahen Osten und Nordafrika Sarah Leah Whitsun das WEF, dazu beigetragen zu haben, die Handlungen Saudi-Arabiens zu "normalisieren":

Als ob Hunderte von Wirtschafts- und Medienführern des Landes nicht willkürlich inhaftiert wären – einige wurden gefoltert, einer getötet – und ihr Vermögen bei einem massiven Rückschlag von 100 Milliarden Dollar außerhalb eines (...) rechtlichen Prozesses aufgeben müssten.

Die Verhaftungen wurden vom saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman geleitet. Er hatte behauptet, es ginge um den Kampf gegen die Korruption und die Reformierung der Wirtschaft in Saudi-Arabien. Kritiker sehen hierin den Versuch, seine Macht zu festigen.

Unter den Verhafteten war der Milliardär Prinz al-Walid ibn Talal, Inhaber der Global Investor Kingdom Holding, sowie Waleed Al Ibrahim, der den regionalen Sender MBC kontrolliert. Al-Walid ist der Neffe des saudischen Königs Salman und belegte auf der weltweiten Liste der Superreichen Platz 64. Er wurde auch als der "arabische Warren Buffett" bezeichnet.