von Ali Özkök
RT Deutsch hat mit Samuel Ramani gesprochen. Er ist an der britischen Oxford University tätig, darüber hinaus ist er Journalist und Politikanalyst beim Russischen Rat für internationale Angelegenheiten.
Moskau verhält sich sehr zurückhaltend, wenn es um eine neue türkische Offensive in Syrien geht. Wie steht Russland Ihrer Meinung nach zu einem neuen Angriff der Türkei gegen die Kurden-Miliz YPG?
Russlands zurückhaltender Ansatz ist sinnvoll, wenn man bedenkt, was sich in letzter Zeit bei den Astana-Gesprächen herausgestellt hat. Es herrschen seitens des Iran und der Türkei unterschiedliche Wahrnehmungen über Moskau vor. Russland ist bestrebt, gegenüber beiden Ländern mehrdeutig zu bleiben. Ich denke aber, dass Russland eine türkische Offensive in Nordsyrien durchaus begrüßt, insbesondere wenn sie relativ einseitig und damit ohne große Zusammenarbeit mit den USA stattfindet.
Kann der US-Abzug im Allgemeinen als Gewinn für die Astana-Garantiestaaten bezeichnet werden?
Es ist noch nicht ganz klar an diesem Punkt, aber der US-Abzug sollte Russland, dem Iran und der Türkei definitiv eine bessere Position bieten. Es kommt allen drei Mächten und der Astana-Koalition zugute. Es sei denn, die drei Mächte beginnen zu konkurrieren und entwickeln entgegengesetzte Interessen.
Die Türkei wird ihre Einflusszonen ausbauen. Konnten Russland und Türkei bereits Koordinierungsmechanismen etablieren, um Auseinandersetzungen zu vermeiden?
Russland und die Türkei koordinieren sich bereits auf militärischer Ebene – das haben wir in Afrin und auch in Idlib gesehen. Die russische Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa behauptete kürzlich, dass Russland und die Türkei eine äußerst enge Zusammenarbeit bei der Entwicklung in Syrien pflegten.
Ich denke, dass beide Seiten sich einfach abstimmen müssen, um eine wirkliche Eskalation und Konflikte zu vermeiden – das ist seit Beginn der Normalisierung im Jahr 2016 klar.
Beim Wiederaufbau, bei Operationen in den kurdischen Gebieten und sogar in Deir ez-Zor wird die Türkei wahrscheinlich nicht einseitig handeln. Aber auch Ankara wird erwarten, dass Russland türkische Positionen mit dem gleichen Maß an Ernsthaftigkeit betrachtet. Beide Seiten haben ein gemeinsames Interesse an der Koordination.
Welche Beziehung hat Moskau zur YPG, die lange als engster Kooperationspartner der USA in Syrien galt?
Russland betonte kürzlich, dass die YPG eine legitime Bewegung in Syrien sei. Es gab eine Erklärung der Pressesprecherin des Außenministerums Maria Sacharowa zu diesem Thema, in der sie sagte, dass dies ein Bereich sei, in dem die Türkei und Russland sich einig wären, nicht einig zu sein.
Russland würde es vorziehen, wenn sich die Türkei auf die Beseitigung von islamistischen Extremisten konzentrierte, die in Idlib sind, anstatt auf die Kurden.
Aber wenn das Endspiel darin besteht, die syrische Opposition zu brechen, dann muss gesagt werden, dass die Kurden nicht wirklich zu den von Russland geführten Friedensverhandlungen beitragen. Deshalb wird Russland zulassen, dass die Türkei tut, was sie für richtig hält. Moskau wird Ankara wohl nicht behindern.
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Es gibt Gerüchte, dass Russland bei einem Abzug der USA aus Syrien verstärkt Präsenz in der östlichen Provinz Deir ez-Zor zeigen könnte. Was halten Sie von solchen Aussagen?
Deir ez-Zor ist wirklich interessant, da es sich um eine Region handelt, in der Russland und die Türkei miteinander konkurrieren könnten.
Bezüglich der Ölreserven, die in der Provinz vorhanden sind, äußerten russisch-staatliche Medien Optimismus. Demnach glaubt man, dass Moskau Zugang zu diesen Reserven erhalten könnte. Es wird spekuliert, dass Russland das Rennen macht und nicht die Türkei.
Wie sieht Moskaus Interesse in Bezug auf Rakka aus?
Rakka ist es eher Ballast als ein Vorteil, den man gerne einnehmen möchte. Russland verurteilt weiterhin die USA. Noch immer liegt die Stadt am Boden und ist vermint.
Wie wird der Truppenabzug die US-türkischen Beziehungen beeinflussen?
Was die Beziehungen zwischen den USA und der Türkei betrifft, so haben sie sich verbessert, aber die Frage der US-Nähe zur YPG ist nach wie vor ein großes Anliegen der Türkei. Die Spannungen zwischen den USA und der Türkei werden zu diesem Zeitpunkt strukturell und nicht nur themenbezogen sein. Es ist daher wichtig, nicht zu viel in die versöhnliche Rhetorik oder die Aufhebung der Sanktionen nach der Freilassung des US-Pastors Andrew Brunson aus der Türkei hineinzuinterpretieren.
Russlandkritische Analysten behaupten, dass die USA einen Keil zwischen Russland und die Türkei treiben wollten. Ist das gegenwärtig möglich?
Es ist schwer zu erkennen, dass die USA in der Lage sind, wirklich einen Keil zwischen Russland und der Türkei zu treiben. Die Türkei sieht in ihren engen Beziehungen zu Russland einen Verhandlungsvorteil.
Die Türkei kann sogar das Maß, in dem sie sich nach Russland richtet, übertreiben, um die USA weiter zu erschrecken.
Vielen Dank für das Gespräch!
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