"Russland würde Offensive unterstützen": Türkei verlegt 8.000 Truppen gegen YPG nach Nordsyrien

Die Türkei zieht Truppen in der Nähe der Region Manbidsch im Norden Syriens zusammen, die von der Kurden-Miliz YPG gehalten wird. Tausende Soldaten und pro-türkische Rebellen bereiteten sich auf eine Offensive vor, berichtet die türkische Zeitung Yeni Şafak.

von Ali Özkök

Das militärische Aufbäumen kommt zu einem Zeitpunkt, als die Türkei erklärte, dass sie ihre versprochene Offensive in Ostsyrien kurzfristig aussetzen werde. Diese Entscheidung schließt sich der Erklärung des US-Präsidenten Donald Trump an, alle US-Truppen schrittweise aus Syrien abzuziehen.

Laut der Zeitung Yeni Şafak, die der türkischen Regierung nahesteht, habe die Türkei "grünes Licht" für Einnahme der nordsyrischen Stadt Manbidsch erhalten, die westlich des nördlichen Laufes des Euphrats liegt und von der YPG gehalten wird. Mehr als 8.000 türkische Soldaten und syrische Rebellen wurden am Samstagabend in die von der YPG gehaltene Region verlegt.

Insgesamt fuhr ein türkischer Konvoi mit 200 Fahrzeugen, der aus verschiedenen Einheiten bestand, von Karkamış nach Dscharablus, das unweit von Manbidsch liegt, und von der türkischen Grenzstadt Kilis nach Azaz in Nordsyrien.

Zusätzlich zu den türkischen Streitkräften wurde ein 60 Fahrzeuge umfassender FSA-Konvoi an die Frontlinie nach Manbidsch verlegt, heißt es.

Die türkische Nachrichtenagentur IHA berichtete am Sonntag, dass eine türkische Kommandoeinheit über Nacht nach Syrien geschickt worden sei.

Unterdessen soll Russland der YPG angeboten haben, Grenzschutztruppen der syrischen Armee in das Euphrattal zu entsenden, um die Region zu schützen, berichtete die sogenannte Syrische Beobachutungsstelle für Menschenrechte (SOHR) am Sonntag.

Ähnliche Berichte tauchten am Wochenende in syrischen regierungsfreundlichen Medien auf, wobei einige Publikationen behaupteten, dass den YPG-Kräften gesagt worden sei, sie sollten ihr Gebiet in Nordsyrien an Damaskus übergeben.

Laut einer militärischen Quelle in Damaskus reiste der sogenannte Syrische Demokratische Rat, der der YPG untersteht, letzte Woche in die Hauptstadt, aber es seien keine Vereinbarungen getroffen worden. Die Quelle sagte, dass ein weiteres Treffen zwischen der syrischen Regierung und dem syrischen Demokratischen Rat Ende dieser Woche geplant sei.

Im Gespräch mit RT Deutsch bemerkte der Journalist und Nahost-Analyst Samuel Ramani, der unter anderem beim Russischen Rat für internationale Angelegenheiten tätig ist, über Russlands Sichtweise auf die türkischen Truppenbewegungen:

Ich denke, Russland würde eine türkische Offensive begrüßen, besonders wenn sie relativ einseitig ohne große US-Zusammenarbeit stattfindet.

Ramani erwartet, dass Moskau in der ölreichen ostsyrischen Provinz Deir ez-Zor eine Rolle spielen wird, sobald die USA ihre Truppen aus diesem Raum abziehen. Er sagte:

Der US-Abzug gibt Russland, dem Iran und der Türkei definitiv bessere Positionen. Es kommt allen drei Mächten und der Astana-Koalition zugute. Es sei denn, die drei Mächte beginnen zu konkurrieren und entwickeln entgegengesetzte Interessen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat geschworen, die kurdische Miliz zu vertreiben, die Ankara als syrischen Ableger der PKK betrachtet, mit der sie seit Jahrzehnten im Krieg ist. Die USA wiederum haben mit der Miliz zusammengearbeitet, um den islamischen Staat seit 2014 aus Syrien zu bekämpfen. Das US-Bündnis mit der YPG hat die bilateralen Beziehungen zwischen Ankara und Washington beeinträchtigt. Die USA fürchten, dass die Türkei zunehmend in den Orbit Moskaus rückt.

Der Sprecher des YPG-geführten Militärrates von Manbidsch, Scharfan Darwisch, bestätigte, dass türkische Verstärkungen in der Region eingetroffen seien. "Wir ergreifen die notwendigen Maßnahmen, um uns zu verteidigen, wenn wir angegriffen werden", sagte er.

Youssef Hammoud, Sprecher der von der Türkei unterstützten syrischen Rebellen, behauptet, dass die türkische Verlegung neuer Truppen nach Nordsyrien verhindern solle, dass syrische Regierungstruppen die Spannungen in der Region nutzen können, um ebenfalls Territorium gutzumachen.

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