Israels Luftwaffe soll in der Nacht zu Dienstag erneut Ziele in Syrien angegriffen haben. Die syrische staatliche Nachrichtenagentur Sana sprach von zwei Raketen, die nahe dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Damaskus eingeschlagen seien.
Laut der oppositionellen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden dabei Waffenlager getroffen, was „zwei gewaltige Explosionen“ ausgelöst habe. Israelische Kampfjets hätten die Raketen aus dem Luftraum der von Israel okkupierten Golanhöhen abgeschossen.
Der Flughafen bei Damaskus wurde in der Vergangenheit wiederholt von Israel angegriffen. Wie üblich kommentierte die israelische Armee auch den jüngsten der ihr zugeschriebenen Angriffe nicht.
Laut dem Nachrichtenportal Al-Masdar News, das über gute Verbindungen zur syrischen Armee verfügt, sei ein israelisches Kampfflugzeug vor dem Angriff in der südwestlichen syrischen Provinz Daraa gesichtet worden. Von dort aus habe es die Raketen in Richtung der Hauptstadt abgefeuert. Die Explosionen seien „in kilometerweiter Entfernung“ zu hören gewesen.
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An anderer Stelle berichtete Al-Masdar News, dass der Raketenangriff einem iranischen Transportflugzeug gegolten habe, das gerade an dem Flughafen entladen wurde. Eine Militärquelle bestätigte gegenüber dem Portal lediglich, dass der Flughafen getroffen wurde.
Tel Aviv hatte wiederholt erklärt, eine iranische Präsenz in seinem Nachbarland nicht hinzunehmen. Vergangene Woche hatte Israel mutmaßlich auch Ziele tief im Osten Syriens angegriffen.
Vor drei Wochen hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Tonlage noch mal deutlich verschärft, als er sagte, dass man künftig nicht nur iranische Kräfte, sondern möglicherweise auch direkt die syrische Armee ins Visier nehmen werde. Die syrische Regierung unter Präsident Baschar al-Assad sei „nicht länger immun“, so Netanjahu.
"Südfront": Washington Seite an Seite mit Al-Kaida
Der Israel zugeschriebene Angriff auf den Damaszener Flughafen erfolgt inmitten einer Offensive der syrischen Armee im Südwesten des Landes. Dabei konnte die Armee in den Provinzen Daraa und Suweida erhebliche Geländegewinne erzielen. Erklärtes Ziel der Offensive ist es, das Grenzgebiet zu Jordanien sowie den Grenzbereich zu den Golanhöhen wieder unter Kontrolle des Staates bringen. Laut Al-Masdar-News ist es der Armee inzwischen gelungen, die strategisch wichtige Stadt Busra al-Harir einzunehmen. Viele Zivilisten in der Region flüchteten aufgrund der Kampfhandlungen.
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Die USA hatten die syrische Armee vor Beginn ihrer Offensive eindringlich gewarnt, von diesem Vorhaben Abstand zu nehmen. Denn Washington unterstützt die Aufständischen in der Region, die sich zur sogenannten „Südfront“ zusammengeschlossen haben.
Doch am Sonntag mäßigte Washington seine Tonart und gab gegenüber seinen Proxy-Kräften bekannt, dass diese nicht mit einem direkten militärischen Eingreifen der USA rechnen könnten. Zuvor hatte die russische Luftwaffe auf Seiten der syrischen Armee eingegriffen, was wohl die US-Regierung veranlasste, von weiteren Drohungen gegenüber den syrischen Truppen vorerst abzusehen.
Koordiniert werden die mehrheitlich islamistischen Kämpfer der „Südfront“ aus dem US-geführten Military Operations Center (MOC) in Jordaniens Hauptstadt Amman. Eine maßgebliche Rolle innerhalb dieses Kampfverbundes spielt die dem Al-Kaida-Netzwerk angehörige al-Nusra-Front.
Mithilfe eines von der CIA in der Türkei eingerichteten MOC und Dank der Lieferung moderner US-Waffen wie Panzerabwehrraketen war es den Nusra-Terroristen vor drei Jahren gelungen, die nördliche Provinz Idlib zu erobern.
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„Trotz ihrer Einstufung als terroristische Organisation durch die USA und die UN kämpft al-Nusra ganz offen an der Seite der ‚Südfront‘, einer Gruppe von 54 oppositionellen Milizen, die von einem US-geführten Operationsraum im jordanischen Amman finanziert und befehligt wird, dem sogenannten Military Operations Center (MOC)“, berichtete The American Conservative am Montag.