Staatsoberhaupt Irans: Urananreicherung in geringem Maß hochfahren

Das iranische Staatsoberhaupt Ali Chamenei will die Urananreicherung des Landes wieder hochfahren. Die Entscheidung folgt dem einseitigen Austritt der USA aus dem Iran-Atomabkommen, für den Trump von der internationalen Gemeinschaft hart kritisiert wurde.

Das Staatsoberhaupt des Iran, Ali Chamenei, forderte die Atomeneergiebehörde des Iran auf, umgehend mit den Vorbereitungen für die Urananreicherung zu beginnen. Bei einer Zeremonie anlässlich des 29. Todestages von Ajatollah Chomenei kommentierte Chamenei die Entwicklungen um das Atomabkommen:

Es scheint, dass einige europäische Regierungen von der iranischen Nation erwarten, dass sie sich sowohl mit Sanktionen abfindet als auch ihre nuklearen Aktivitäten aufgibt und weiterhin Einschränkungen [ihres Atomprogramms] hinnimmt. Ich sage diesen Regierungen, dass dieser schlechte Traum nie in Erfüllung gehen wird.

Chamenei ordnete an, die Anreicherung auf ein Niveau von 190.000 SWU hochzufahren. Dies befinde sich innerhalb der Richtlinien des Atomabkommens.

Die Einheit SWU (Separative Work Unit) ist eine Arbeitsgröße zur Ermittlung des Aufwands bei der Anreicherung. Die entsprechende deutsche Einheit lautet UTA (Urantrennarbeit). Sie sagt noch nichts über den Grad der Anreicherung aus. 1 SWU wird auf 1 kg UTA umgerechnet.

Für den Betrieb eines typischen Leichtwasserreaktors mit 1.000 Megawatt Leistung ist ein jährlicher Anreicherungsbedarf von 100-200 Tonnen UTA erforderlich. Die von Chamenei angeordnete Anreicherung würde sich auf 190 Tonnen pro Jahr belaufen, sollte sie sofort anlaufen. Die Zahl sagt demnach nur etwas über die Kapazitäten aus, nicht über die tatsächlich produzierten Mengen an Uran. Die einzige deutsche Urananreicherungsanlage in Gronau verfügt über eine Kapazität von 4.500 Tonnen schwach angereicherten Urans pro Jahr.

Am 8. Mai kündigte US-Präsident Trump an, nach nur drei Jahren aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen. Die verbleibenden Unterzeichner Iran, China, Frankreich, Deutschland, Russland, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten und EU verhandeln miteinander um einen Erhalt des Vertrages.

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"Der Iran ruft zu unserer Zerstörung auf"

Bei einem Besuch des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu in Berlin sagte Merkel, sie wolle am Abkommen festhalten, man müsse jedoch die Expansionspolitik des Iran eindämmen.

Der Iran hatte sich im Jahr 2015 vertraglich verpflichtet, nicht nach einer Atombombe zu streben und sich Kontrollen zu unterwerfen - als Gegenleistung für die Aufhebung von Wirtschaftssanktionen. Seitdem bestätigte die Internationale Atomenergiebehörde ein ums andere Mal, dass sich Teheran vollumfänglich an die Vereinbarungen halte.

Netanjahu verwies auf jüngste mutmaßliche Äußerungen der iranischen Führung, wonach Israel ein "Krebsgeschwür" sei. Zentrales Problem für Israel ist die Militärpräsenz des Iran im Nachbarland Syrien, die Teheran während des jahrelangen Bürgerkriegs noch ausgebaut hat. Netanjahu will daher die Regionalmacht Iran isolieren und Geldströme in das Land unterbinden.

Obwohl Israel keine Zahlen veröffentlicht, wird weithin angenommen, dass es über einhundert atomare Sprengköpfe besitzt. Das Land ist nie dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten.

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