Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte am Freitag, dass die über eine Million palästinensischen Zivilisten, die in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen Zuflucht gefunden hatten, evakuiert werden können, bevor die israelische Armee dort eine Bodenoperation beginnt.
Netanjahus Büro teilte in einer Erklärung mit, er habe die Armee angewiesen, Pläne sowohl für die Evakuierung der palästinensischen Zivilbevölkerung aus dem südlichen Gazastreifen als auch für die Auflösung aller Bataillone des bewaffneten Flügels der Hamas, der Qassam-Brigaden, im Gebiet von Rafah auszuarbeiten.
"Es ist unmöglich, das Kriegsziel der Eliminierung der Hamas zu erreichen und vier Hamas-Bataillone in Rafah zu belassen", heißt es in der Erklärung. "Andererseits ist klar, dass eine massive Operation in Rafah die Evakuierung der Zivilbevölkerung aus den Kampfgebieten erfordert", heißt es weiter.
Allerdings ist ein solcher Plan zur Evakuierung von über einer Million Menschen fast unmöglich. UN-Generalsekretär António Guterres betonte, die Hälfte der 2,3 Millionen Einwohner des Gazastreifens sei jetzt in Rafah eingepfercht und könne nirgendwo hin, und warnte, die Vertriebenen hätten "kein Zuhause" und keine Hoffnung".
Israels Armee hat Augenzeugen zufolge trotz internationaler Warnungen bereits Ziele in Rafah angegriffen. Bei Angriffen aus der Luft auf zwei Häuser sollen am Samstag mehr als 20 Menschen getötet worden sein, hieß es aus medizinischen Kreisen.
Israels frühere Warnungen an die Palästinenser, aus dem nördlichen Gazastreifen zu fliehen und im Süden Zuflucht zu suchen, brachten die Zivilisten nicht in Sicherheit, da Israel die vorgeschlagenen Evakuierungsrouten und vermeintlich sicheren Zonen bombardierte. Die von Netanjahu angeordnete Evakuierung der Zivilbevölkerung erfolgte, nachdem mehrere Funktionäre in Tel Aviv bereits von Zwangsvertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen geträumt hatten.
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