Belagerte Bewohner des Gazastreifens bereiten sich auf israelische Angriffe auf Rafah vor

Seit Beginn des Gaza-Kriegs wurden fast zwei Millionen Menschen gezwungen, in den Süden zu flüchten. Derzeit herrscht erneute Panik in Erwartung eines Angriffs, wenige Stunden nachdem der israelische Ministerpräsident einen neuen Waffenstillstandsvorschlag abgelehnt hat.

Angesichts der Berichte über eine bevorstehende israelische Militäroffensive in Rafah im Süden des Gazastreifens und an Grenze zu Ägypten hat UN-Generalsekretär António Guterres noch einmal vor einer humanitären Katastrophe und Folgen für die gesamte Region gewarnt. "Die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens ist nun in Rafah zusammengepfercht und kann nirgendwo anders hin. Berichte, wonach das israelische Militär als nächstes Rafah angreifen will, sind alarmierend", schrieb Guterres auf der Nachrichtenplattform X. "Eine solche Aktion würde den humanitären Albtraum noch weiter verschärfen und könnte ungeahnte Konsequenzen für die gesamte Region haben."

Laut einem Bericht der israelischen Agentur The Times of Israel flogen die IDF-Streitkräfte bereits erste Luftangriffe auf Rafah. Zudem nahmen offenbar Panzer den Osten der Stadt unter Beschuss, was die Angst der Bewohner vor einem bevorstehenden Bodenangriff verstärkte.

Angesichts der großen Zahl an Flüchtlingen warnte auch die US-Regierung vor einer massiven Invasion. "Wir glauben, dass eine Militäroperation zum jetzigen Zeitpunkt eine Katastrophe für diese Menschen wäre", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. "Wir würden das nicht unterstützen." 

Die Warnungen kamen zu einem Zeitpunkt, als Diplomaten versuchten, die Waffenstillstandsgespräche zu retten, nachdem Premierminister Benjamin Netanjahu einen Vorschlag der Hamas abgelehnt hatte. Ein Zeichen dafür, dass die Diplomatie noch nicht abgeschlossen ist, war die Ankunft einer Hamas-Delegation unter der Leitung des hochrangigen Beamten Khalil al-Hayya am Donnerstag in Kairo, um mit den wichtigsten Vermittlern Ägypten und Katar über einen Waffenstillstand zu sprechen.

Netanjahu bezeichnete am Mittwoch die von der Hamas vorgeschlagenen Bedingungen für einen Waffenstillstand als "wahnhaft" und versprach, weiterzukämpfen, da der Sieg in greifbarer Nähe und nur noch Monate entfernt sei. Trotz der Ablehnung des Hamas-Vorschlags durch Israel sind weitere Gespräche geplant. US-Außenminister Antony Blinken, der diese Woche auf seiner fünften Reise in die Region seit Beginn des Krieges mit Vermittlern zusammentraf, sagte, er sehe noch Raum für Verhandlungen.

Die Hamas sagt, sie werde keinem Abkommen zustimmen, das nicht ein Ende der Offensive und einen israelischen Rückzug vorsieht. Israel sagt, es werde sich nicht zurückziehen oder die Kämpfe einstellen, solange die Hamas nicht ausgerottet sei.

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