Massaker im Gazastreifen: Erdoğan nennt Netanjahu "Schlächter von Gaza"

Der türkische Präsident attackiert den israelischen Ministerpräsidenten mit scharfen Worten. Die Offensive Israels im Gazastreifen mit bislang bereits zehntausenden Toten sei ein "Schandfleck".

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu persönlich zum Verantwortlichen für das Massaker im Gazastreifen erklärt. "Netanjahu, der eine der größten Gräueltaten des letzten Jahrhunderts begangen hat, ist bereits als Schlächter von Gaza in die Geschichte eingegangen", sagte Erdoğan am Mittwoch in Ankara. Dieser "Schandfleck" hafte nicht nur an Netanjahu, sondern auch jenen, die ihn bedingungslos unterstützt haben.

Erdoğan warf dem israelischen Regierungschef zudem vor, mit seinen Äußerungen über die "Vernichtung" der Hamas Hoffnungen zu schmälern, "dass die humanitäre Pause in einen dauerhaften Waffenstillstand umgewandelt werden kann". Er sagte, die Äußerungen der israelischen Regierung ließen nicht darauf hoffen, dass die aktuelle Feuerpause in einen langfristigen Waffenstillstand münden werde. Netanjahu hatte in einem am Dienstag veröffentlichten Interview das Ziel der militärischen Zerstörung der Hamas im Gazastreifen bekräftigt, sobald die derzeitige Feuerpause beendet ist.

Der türkische Präsident warf Netanjahu vor, damit den Antisemitismus zu fördern. Netanjahu gefährde durch "die Morde, die er in Gaza begeht die Sicherheit aller Juden weltweit", sagte der türkische Staatschef in einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache im türkischen Parlament. 

Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober und den folgenden brutalen Angriffen der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) auf den Gazastreifen hat der türkische Präsident wiederholt Netanjahus Regierung attackiert. Erdoğan brandmarkte Israel als einen "Terrorstaat", die Hamas hingegen bezeichnete er als eine "Befreiungsorganisation". 

Erdoğans scharfe Rhetorik belastet derzeit erneut die Beziehungen zwischen beiden Ländern. Beide Seiten hatten im vergangenen Jahr nach langer diplomatischer Eiszeit wieder Botschafter in das jeweils andere Land entsandt. Sie hatten zudem die Entwicklung engerer Handelsbeziehungen und die Zusammenarbeit an neuen Energieprojekten erörtert.

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