Ex-CIA Chef Petraeus: Israelische Gaza-Operation könnte "Mogadischu auf Steroiden" werden

Nach Ansicht des ehemaligen CIA-Direktors und obersten US-Armeegenerals David Petraeus werden die israelischen Streitkräfte in Gaza wahrscheinlich auf Selbstmordattentäter, Hinterhalte und Sprengfallen in bisher noch nie dagewesenem Ausmaß treffen.

Israels Konflikt mit der militanten Palästinensergruppe Hamas könnte noch gewalttätiger werden und sich über Jahre hinziehen, wenn die israelischen Streitkräfte eine Bodenoffensive im Gazastreifen starten. Davor warnte der ehemalige CIA-Chef David Petraeus am Donnerstag in einem Interview mit Politico.

Der US-General, der sowohl im Irak als auch in Afghanistan gedient hat, behauptete im Power-Play-Podcast des Magazins, dass eine Bodeninvasion der israelischen Verteidigungskräfte (IDF) in den Gazastreifen "sehr schnell Mogadischu auf Steroiden werden könnte."

Petraeus bezog sich dabei auf einen Vorfall von 1993, bei dem drei US-Black-Hawk-Hubschrauber in der somalischen Hauptstadt abgeschossen wurden, was zu einem erbitterten Kampf zwischen lokalen Militanten und US-amerikanischen Truppen führte, die versuchten, die Überlebenden des Absturzes zu retten.

Der ehemalige Spionagechef meinte, wenn die Hamas bei der Verteidigung "so kreativ" sei wie bei dem "schrecklichen, barbarischen, unaussprechlichen Angriff" auf Israel am 7. Oktober, "dann wird es Selbstmordattentäter geben, es wird improvisierte Sprengsätze geben, es wird Hinterhalte und Sprengfallen geben, und das städtische Umfeld könnte nicht schwieriger sein."

Petraeus merkte an, aufgrund seiner persönlichen Erfahrung mit der Führung von Armeen in Aufstandsbekämpfungskampagnen glaube er nicht, dass die Operation der IDF schnell gewonnen werden könne. Vielmehr könnte dieser Kampf sogar mehr als ein Jahrzehnt dauern. Er erklärte:

"Es fällt mir schwer, mir ein schwierigeres Umfeld als dieses vorzustellen, und ich war einer, der Truppen in einer Reihe von großen städtischen Operationen befehligt hat. Aufstandsbekämpfungen gewinnt man nicht in ein oder zwei Jahren. Sie dauern in der Regel ein Jahrzehnt oder länger, wie wir im Irak und in Afghanistan gesehen haben."

Darüber hinaus erklärte Petraeus, dass Israel bereits darüber nachdenken müsse, wie es den Gazastreifen wiederherstellen und neu aufbauen wolle, sobald es den Kampf gegen die Hamas als gewonnen betrachte.

Israels ehemaliger Verteidigungsminister Benny Gantz räumte am Mittwoch ebenfalls ein, dass der Konflikt zwischen den militanten Palästinensern und der IDF wahrscheinlich nicht so bald enden, sondern wahrscheinlich noch "Monate" dauern werde. Der Wiederaufbau des Gazastreifens könnte wiederum "Jahre" dauern.

Der jüngste gewaltsame Konflikt zwischen der Hamas und Israel war am 7. Oktober ausgebrochen, als die militante Gruppe einen überraschenden Raketen- und Bodenangriff auf das Land startete. Daraufhin erklärte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, dass sich sein Land im Krieg befinde, und kündigte massive Vergeltungsmaßnahmen an. Offiziellen Angaben zufolge hat der Konflikt bislang mehr als 3.700 Palästinenser und 1.400 Israelis das Leben gekostet.

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