Luftangriff auf Krankenhaus in Gaza sorgt weltweit für heftige Reaktionen

Nach dem Luftangriff auf das Krankenhaus Al-Ahli Arab im Zentrum des Gazastreifens weist Israel weiterhin jegliche Verantwortung von sich. Russlands Außenministerium fordert von Israel die Veröffentlichung von Satellitenbildern. Die genaue Opferzahl ist weiter unbekannt.

Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe haben mehrere Angriffe auf das Zentrum von Gaza-Stadt geflogen. Dabei wurde das Krankenhaus Al-Ahli Arab voll getroffen. Quellen aus Medizinerkreisen beziffern die Zahl der Todesopfer auf mindestens 300, palästinensische Quellen geben wesentlich höhere Opferzahlen an. Wie Al Arabiya berichtet, habe die Zahl der Toten und Verletzten 800 erreicht. Gesundheitsbeamte in Gaza haben Al Jazeera mitgeteilt, dass "die meisten Opfer des Angriffs auf das Krankenhaus Frauen und Kinder sind".

Auch eine von den Vereinten Nationen betriebene Schule, in der Tausende Kriegsflüchtlinge untergebracht sind, wurde angegriffen. Diese Attacke habe ebenfalls mehrere Hundert Tote gefordert, heißt es. Unterdessen habe der palästinensische Präsident eine Auslandreise nach Jordanien unterbrochen und sei umgehend in den Gazastreifen zurückgekehrt. Al Jazeera zitiert Mahmoud Abbas mit der Feststellung, dass die Bombardierung und der Angriff auf das Krankenhaus ein "abscheuliches Kriegsmassaker" darstelle, das nicht hingenommen werden dürfe.

Die Hamas betrachtet den Angriff auf das Krankenhaus "als verbrecherischen Genozid". Daher appelliert die Organisation "an die Weltgemeinschaft, die arabischen und islamischen Länder, Verantwortung zu zeigen und sofort einzugreifen", um damit die fortdauernden militärischen Attacken seitens Israels zu beenden, so die russische Nachrichtenagentur TASS berichtend.

Am späten Dienstagabend veröffentlichte die israelische Botschaft in Deutschland auf X eine Meldung, aus der hervorgeht, dass eine Rakete der Gruppierung Islamischer Dschihad "fehlschlug und ein Krankenhaus im Gazastreifen traf". 

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat Behauptungen zurückgewiesen, wonach das israelische Militär an dem Angriff auf das Krankenhaus in Gaza beteiligt gewesen sei. So ließ er auf X mitteilen, dass es seiner Einschätzung nach "barbarische Terroristen in Gaza waren, die das Krankenhaus in Gaza angegriffen haben". Das US-Verteidigungsministerium reagierte noch in der Nacht mit einer Verwarnung an Israel, "sich an die Regeln der Kriegsführung zu halten".

UN-Generalsekretär António Guterres drängt in einer ersten Reaktion auf einen "sofortigen humanitären Waffenstillstand". Laut Al Jazeera fordert die Sprecherin des russischen Außenministeriums von Israel die Vorlage aktueller Satellitenbilder, um zu beweisen, dass es nicht an dem Angriff beteiligt war.

Bundeskanzler Olaf Scholz, der zuvor aus Israel kommend nach Ägypten weiter gereist war, reagierte am frühen Mittwochmorgen auf die Geschehnisse. Auf X schrieb er, er sei entsetzt "über die Bilder, die uns von der Explosion in einem Krankenhaus in Gaza erreichen". Nun sei es "wichtig, dass dieser Vorfall sehr genau aufgeklärt wird".

Auf seinem englischsprachigen Kanal schrieb das Auswärtige Amt: "Wir sind zutiefst erschüttert über die Berichte von Hunderten von Toten im Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza". Zivile Ziele "dürfen unter keinen Umständen angegriffen werden", so die Behörde weiter, ohne dabei mögliche Verantwortliche zu benennen.

Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas hat ein für Mittwoch geplantes Treffen mit US-Präsident Joe Biden abgesagt. Die jordanische Regierungsspitze sagte ein für Donnerstag geplantes Treffen mit den beiden Politikern sowie dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah el-Sisi ebenfalls ab.

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