Wahlkampf in der Türkei: Anti-Erdoğan-Allianz bricht zusammen

Das Bündnis, das Erdoğan besiegen wollte, scheitert an einer Einigung über den Gegenkandidaten. Die größte Oppositionspartei CHP will den eigenen Parteichef Kılıçdaroğlu aufstellen. Die zweitgrößte Partei, İYİ, und deren Parteichefin Akşener sind jedoch dagegen.

Das Bündnis gegen Präsident Erdoğan für die bevorstehenden Wahlen in der Türkei hat einen Rückschlag erlitten. Die rechtsgerichtete Partei İYİ erklärte am Freitag, die Parteienallianz vertrete nicht mehr "den nationalen Willen". Beim Streit in der Opposition geht es darum, wer als gemeinsamer Kandidat gegen Erdoğan antreten soll.

İYİ-Parteichefin Meral Akşener sagte, die anderen Parteien im Oppositionsbündnis hätten den Chef der Republikanischen Volkspartei CHP, Kemal Kılıçdaroğlu, zu ihrem Präsidentschaftskandidaten gekürt. Ihre Partei könne diese Personalie nicht annehmen. Besser geeignet wären aus ihrer Sicht die Bürgermeister von Istanbul, Ekrem İmamoğlu, oder von Ankara, Mansur Yavaş, die beide ebenfalls der CHP angehören. Ob Akşener nun selbst kandidieren wird, bleibt offen.

Um den amtierenden Staatspräsidenten Erdoğan bei der Türkei-Wahl 2023 besiegen zu können, hatten sich sechs Oppositionsparteien zu einem Bündnis, dem sogenannten "Sechser-Tisch", zusammengeschlossen. 

Die İYİ-Partei unter Parteichefin Akşener verlässt nun das Bündnis. Will die Opposition ihre Chancen für die Wahl im Mai erhalten, müsste sie sich nun dringend einigen. CHP-Chef Kılıçdaroğlu zeigte sich trotz Akşeners Ausscheren optimistisch für die Zukunft des Bündnisses. Er rechne damit, dass sich weitere Parteien anschließen werden.

Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen sind für den 14. Mai angesetzt ‒ drei Monate nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet mit mehr als 45.000 Todesopfern allein in der Türkei. Erdoğan strebt dabei eine weitere Amtszeit an. Die Opposition wirft ihm vor, das Land nicht ausreichend auf Erdbeben vorbereitet zu haben.

Mehr zum Thema - USA gegen Türkei: Blinken nennt Griechenland den "neuen Energie-Hub in Südosteuropa"