Türkei: Ganze Stadtgemeinde wird nach Erdbeben komplett neu gebaut

Die vom Erdbeben erheblich beschädigte Stadtgemeinde Nurdağı in der türkischen Provinz Gaziantep werde vollständig abgerissen und neu gebaut, sagte der amtierende Gouverneur am Montag.

"Wir haben eine riesige Katastrophe überstanden", sagte der amtierende Gouverneur Osman Bilgin am Montag. "Wir haben unter den Trümmern eines einzigen Hauses 150 Tote gefunden." Es sei beschlossen worden, alle Trümmer zu beseitigen und die Stadtgemeinde wieder aufzubauen, zitiert ihn die Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Laut türkischen Medien lebten in der Stadtgemeinde Nurdağı rund 40.000 Menschen. Bilgin zufolge seien die Such- und Rettungsaktionen noch in Gange und würden in Häusern fortgesetzt, wo sich Überlebende befinden könnten. 

Landesweit seien mindestens 41.000 Gebäude bei dem Erdbeben zerstört worden, teilte das türkische Ministerium für Stadtentwicklung und Umwelt mit. Die Gebäude seien entweder bereits eingestürzt oder müssten dringend abgerissen werden. Türkische Experten wiesen darauf hin, dass die nach dem verheerenden Erdbeben von 1999 eingeführten Bauprotokolle nicht eingehalten wurden. Die Opposition des Landes kritisierte die Regierung für die massive Verletzung der Bauvorschriften. Einige Häuser, die einstürzten, sollen zuvor als erdbebensicher beworben worden sein.

Am frühen Morgen des 6. Februar hatte ein erstes Beben der Stärke 7,7 das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert. Stunden später folgte ein zweites Beben der Stärke 7,6. Seitdem gab es zahlreiche Nachbeben. In der Türkei sind zehn Provinzen von den Beben betroffen, dort gilt inzwischen ein dreimonatiger Ausnahmezustand. Präsident Recep Tayyip Erdoğan bezeichnete die Erdbeben als eine "Katastrophe des Jahrhunderts". Die Zahl der Toten liegt inzwischen bei mehr als 37.500 und steigt weiterhin an.

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