Der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz bestätigte, dass russische Streitkräfte im Mai nach einem Angriff der israelischen Luftstreitkräfte auf Ziele in Nordwestsyrien das Feuer auf israelische Flugzeuge mit S-300-Flugabwehrraketen eröffnet hätten.
Der Vorfall wurde erstmals von Channel 13 News eine Woche nach dem israelischen Angriff gemeldet, bei dem die israelischen Luftstreitkräfte Mitte Mai mehrere Ziele in einem Vorort von Stadt Masyaf im Nordwesten Syriens bombardiert hatten. Der Angriff soll nach israelischer Darstellung Waffendepots und Militärposten iranischer Milizen in der Region Masyaf gegolten haben. Gantz sagte, es wäre dem Zielerfassungsradar der S-300-Flugabwehrraketenkomplexe allerdings nicht gelungen, die israelischen Jets zu verfolgen.
"Es handelte sich um einen einmaligen Vorfall", unterstrich Gantz am Dienstag auf einer von Channel 13 veranstalteten Konferenz. Der Vorfall war der erste Einsatz der S-300 gegen die aggressiven israelischen Luftangriffe gegen Syrien.
Da die syrischen S-300-Batterien vom russischen Militär betrieben werden und ohne dessen Zustimmung nicht abgefeuert werden dürfen, war der Vorfall für Israel eine durchaus besorgniserregende Entwicklung, weil das Land in den vergangenen Jahren bereits Hunderte von Luftangriffen unbehelligt über Syrien ausgeführt hatte.
Die Lieferung der S-300-Flugabwehrraketen-Komplexe von Russland an Syrien erfolgte nach dem Abschuss eines russischen Militärflugzeugs durch syrische Streitkräfte. Damals schoss die syrische Luftabwehr irrtümlich statt angreifender Israelis ein russisches Aufklärungsflugzeug ab, das sich im Landeanflug auf den Militärflugplatz Hmeimim bei Latakia befand. Die ganze Mannschaft aus 15 russischen Soldaten kam dabei ums Leben. Die syrische Luftverteidigung hatte eigentlich auf israelische Kampfjets gezielt, als diese einen Angriff auf Latakia flogen und dabei aber das russische Flugzeug im Landeanflug als Deckung benutzt hatten. Russland machte somit seinerzeit Israel für den Vorfall verantwortlich.
Israel und dessen Verbündete hatten sich jahrelang dafür eingesetzt, dass eine Lieferung von S-300-Baterien an Syrien und an andere regionale Akteure verhindert wird, da das Israels Fähigkeit spürbar einschränken würde, seine Aggressionen gegen Nachbarländer fortzusetzen.
Die Bestätigung des Vorfalls durch Gantz erfolgt im Zuge einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen Israel und Russland u.a. wegen der Pläne in Moskau, die Jewish Agency in Russland zu schließen. In Tel Aviv wächst zugleich die Sorge, dass Russland seine bisherige Politik eines "offenen Himmels" für die israelischen Luftstreitkräfte über Syrien revidieren könnte. Nach Darstellung der israelischen Beamten hat Moskau bislang Israel stets "Bewegungsfreiheit" über Syrien gewährt.
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