Cyberkrieg zwischen Iran und Israel eskaliert: Hackerangriffe auf Sirenensystem und Stahlindustrie

Der Cyberkrieg zwischen Israel und Iran scheint eine neue Stufe der Eskalation erreicht zu haben. Nachdem iranische Hacker einen Angriff auf Sirenensystem in Jerusalem verübt hatten, meldete wenig später Iran einen massiven Cyberangriff auf die Stahlindustrie des Landes.

Der Cyberkrieg zwischen Israel und Iran scheint neue Stufe der Eskalation erreicht zu haben. Verteidigungsminister Benny Gantz sagte am Mittwoch, Iran und dessen "libanesischer Stellvertreter", die Hisbollah, hätten kürzlich einen Cyberangriff auf eine Friedenstruppe der Vereinten Nationen im Südlibanon verübt, um die gesammelten Informationen über ihre Aktivitäten in der Region zu erbeuten. "Iran operiert über Stellvertreter wie die Hisbollah in allen Dimensionen – einschließlich Cyber", fügte Gantz hinzu. Von UNIFIL selbst gab es bislang keinen unmittelbaren Kommentar zu dem angeblichen Angriff.

Die israelische Meldung folgte nur wenige Tage nach der Meldung Irans über Hackerangriffe auf die Stahlindustrie des Landes. Hacker hatten am Anfang der Woche die größten Stahlproduzenten in Iran vorübergehend lahmgelegt. Das Staatsunternehmen Khouzestan Steel Company (KSC) musste am Montag seine Produktion einstellen. Einem Bericht der AP-Agentur zufolge wurden zugleich auch zwei weitere Stahlwerke angegriffen. Die Stahlproduktion ist eine wichtige Säule der iranischen Industrie. Eine Hackergruppe namens "Predatory Sparrow" hat sich inzwischen zu dem Angriff bekannt. Das ist dieselbe Gruppe, die seinerzeit die Verantwortung für das Hacken von Tankstellen in Iran übernommen hatte.

Die israelische Zeitung Haaretz kommentierte am Mittwoch, dass einige der iranischen Cyberangriffe in letzter Zeit mehr Schaden angerichtet hätten als in der Vergangenheit. In dem jüngsten Vorfall ertönten ohne Anlass Mitte Juni die Sirenen in Eilat und Teilen Jerusalems – wegen eines Cyberangriffs auf diese örtlichen Anlagen zur Warnbeschallung. Während dieses "Fehlalarms" hasteten Berichten zufolge viele Israelis in die vorgesehenen Schutzräume. Sicherheitsexperten gingen davon aus, dass die Systeme der Warnsirenen bei einem Cyberangriff ins Visier geraten waren. Hinter dem Fehlalarm durch die Notfall-Sirenen sollen iranische Hackergruppen gesteckt haben.

Premierminister Naftali Bennett sagte am Dienstag an der Universität Tel Aviv: "So wie es nukleare Abschreckung gibt, gibt es auch Cyber-Abschreckung." Bennett drohte in Richtung Iran: "Wenn Sie sich mit Israel anlegen, müssen Sie einen Preis zahlen." Gaby Portnoy, die Leiterin des Nationalen Cyber-Direktorats in Israel, sagte am Dienstag, dass Iran zusammen mit der Hamas und der Hisbollah zu einem Schlüsselakteur in den Cyberangriffen gegen Israel geworden sei.

Die Spannungen zwischen Israel und Iran verschärfen sich, nachdem man in Teheran explizit den Mossad für die Ermordung eines hochrangigen iranischen Offiziers im vergangenen Monat und für andere mysteriöse Todesfälle verantwortlich gemacht hatte.

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