Wegen geheimer Gespräche über Gaslieferung aus Kurdistan an Europa: Iran nahm Erbil ins Visier

Iran feuerte zwölf Raketen auf eine Villa in Erbil ab. Reuters berichtet nun, dass geheime Gespräche zwischen US- und israelischen Beamten zur möglichen Erdgaslieferungen aus dem Nordirak nach Europa Teheran zu dem Angriff als Abschreckung veranlasst hätten.

Iran hatte Mitte März zwölf ballistische Raketen vom Typ Fateh-110 auf ein mutmaßliches "Mossad-Büro" in der Stadt Erbil abgefeuert. Die Iranische Revolutionsgarde (IRGC) übernahm die Verantwortung für den Raketenangriff auf Erbil und behauptete, eine Reihe "israelischer Agenten" sei bei dieser Operation getötet oder verletzt worden. Es gab seither zahlreiche Spekulationen darüber, warum Iran diese Villa in der Nähe der US-Einrichtungen ins Visier genommen hatte.

In einer veröffentlichten Erklärung deutete die Iranische Revolutionsgarde an, dass die Operation eine Reaktion auf den jüngsten israelischen Luftangriff auf die syrische Hauptstadt Damaskus gewesen war, bei dem zwei IRGC-Offiziere getötet worden waren. Später machten Berichte die Runde, dass der iranische Angriff eine Vergeltungsmaßnahme für einen Drohnenangriff auf einen iranischen Luftwaffenstützpunkt durch den Mossad im Februar von Nordirak aus gewesen war. Bei diesem Angriff soll Israel eine große Zahl, möglicherweise Hunderte von iranischen Militärdrohnen zerstört haben.

Nun enthüllte Reuters, dass Gespräche zwischen US-amerikanischen und israelischen Beamten in Erbil zur möglichen Erdgaslieferungen aus dem Nordirak an Europa Iran veranlasst hätten, als Abschreckungsmaßnahme einen Angriff in der Autonomen Region Kurdistan durchzuführen. Reuters behauptet, dass in letzter Zeit geheime Verhandlungen geführt worden seien, um mögliche Erdgaslieferungen aus dem Nordirak über die Türkei nach Europa zu erörtern.

Zwei türkische Beamte bestätigten, dass entsprechende Gespräche geführt worden seien, obwohl sie nicht sagten, wo sie stattgefunden hatten. Ein irakischer Sicherheitsbeamter sagte jedoch, dass in der von Iran angegriffenen Villa mindestens zwei Treffen von US-amerikanischen und israelischen Energiespezialisten stattgefunden hätten. Diese Villa soll Baz Karim Barzanji gehört haben, einem kurdischen Geschäftsmann aus dem Energiesektor.

"Es gab kürzlich zwei Treffen zwischen israelischen und US-Energiebeamten und Spezialisten in der Villa, um den Transport kurdischen Gases in die Türkei über eine neue Pipeline zu besprechen", wurde der irakische Sicherheitsbeamte zitiert. Die Türkei soll auch dieses Vorhaben unterstützt haben.

Barzanjis Energieunternehmen "KAR-Gruppe" baute und verwaltet eine inländische Pipeline in der kurdischen Region, so ein Beamter der kurdischen Präsidentschaft. Es besitzt ein Drittel der Ölexportpipeline der Region im Rahmen eines Pachtvertrags. Die irakischen und türkischen Beamten erklärten Reuters, sie glauben, dass der Angriff eine Botschaft bezüglich der militärischen Fähigkeiten Irans an die US-Verbündeten in der Region senden sollte, dass aber der Gaspipeline-Plan der Hauptgrund für die Operation Irans gewesen sei.

Teheran toleriert offenbar keine Gasförderungen durch die autonome kurdische Regierung im Irak. Der Gasexportplan könnte unter anderem den Platz Irans als wichtiger Gaslieferant für den Irak und die Türkei bedrohen, während seine Wirtschaft weiterhin unter internationalen Sanktionen leidet.

Die USA hatten vergeblich von den arabischen OPEC-Ländern gefordert, deren Produktion angesichts des Ukraine-Krieges zu erhöhen. Bislang kamen die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien der Bitte nicht nach. Der Westen sucht schon nach alternativen Quellen, um ein Ölembargo gegen Russland umsetzen zu können. 

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