Die Türkei hat nach Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums Stellungen kurdischer Milizen im Irak und Nordsyrien angegriffen. Bei der Operation seien Ausbildungslager, Stützpunkte und Munitionslager getroffen worden, teilte das Ministerium am Mittwoch mit. Die Luftangriffe richteten sich nach türkischen Angaben gegen Kämpfer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Irak sowie gegen die syrische Kurdenmiliz YPG. Beide wurden von der Türkei als terroristische Gruppen eingestuft. In Europa und den USA gilt nur die PKK als Terrororganisation.
Bei den Luftangriffen sollen mindestens vier Menschen im Nordosten Syriens getötet worden sein. Laut der kurdischen Nachrichtenagentur Rojava Information Center wurde bei dem jüngsten Angriff das Flüchtlingscamp Machmur im Irak getroffen. Dort leben vor allem kurdische Flüchtlinge. Die türkische Regierung begründete die Luftschläge mit "Selbstverteidigung". Mit den Angriffen sollen "Terroranschläge gegen unser Volk und Sicherheitskräfte" verhindert worden sein, hieß es in der Erklärung des türkischen Verteidigungsministeriums. Mehrere Extremisten seien "neutralisiert" worden, sagte Verteidigungsminister Hulusi Akar. Die Türkei betrachtet den Nordirak als Rückzugsraum der PKK und fliegt dort regelmäßig Angriffe.
Der Generalsekretär der irakischen Asa'ib Ahl al-Haqq-Bewegung, die ein Teil der schiitischen Volksmobilisierungskräfte im Irak ist, teilte in einer Erklärung mit, dass die schiitischen Milizen eine angemessene Antwort auf die jüngste türkische Militäraggression gegen das arabische Land geben werden. "Inmitten des beklagenswerten Schweigens der Regierung setzt sich die klare Verletzung der irakischen Souveränität durch die türkischen Besatzungstruppen fort, seit diese Militärstützpunkte im Nordirak errichtet haben", hieß es in der Erklärung.
Seit dem Jahr 2016 führte die Türkei drei völkerrechtswidrige Militäroperationen auf syrischem Gebiet durch und hält unter dem Vorwand der Bekämpfung der Kurden seither weite Teile des Landes besetzt. Das Vorgehen der Türkei im Norden des Iraks ist völkerrechtlich und politisch umstritten, da sich die türkische Armee ohne Erlaubnis der irakischen Regierung im Land aufhält.
Die US-Besatzer in Nordsyrien unterstützen wiederum faktisch – unter dem Vorwand der Bekämpfung des IS – kurdische Separatisten und verletzen damit die syrische Souveränität. 2016 rief die YPG die autonome Selbstverwaltung Nord- und Ostsyrien aus.
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