Afghanistan: Taliban-Regierung zu Gesprächen mit dem Westen in Oslo

Zum ersten Mal seit ihrer Machtübernahme in Afghanistan sind Vertreter Taliban-Regierung in ein westliches Land gereist. Das skandinavische Nicht-EU-Land Norwegen steht mit den Taliban seit Jahren im Dialog.

Eine Delegation der Taliban ist in die norwegische Hauptstadt Oslo gereist, um dort Gespräche über die Lage in Afghanistan zu führen. Bei den bis Dienstag angesetzten Gesprächen sollen die Taliban auch Afghanen aus dem Ausland treffen, darunter Journalisten und Aktivisten. Nach dpa-Informationen unter Berufung auf den norwegischen Sender NRK soll vom Verlauf der ersten Treffen abhängen, ob die Taliban bei ihrem Besuch auch mit der norwegischen Außenministerin Anniken Huitfeldt sprechen werden oder nicht. Diese Politikerin hatte die Einladung zuvor verteidigt und damit argumentiert, man könne die Taliban nur im Dialog "für ihre Taten zur Rechenschaft ziehen".

Der amtierende Taliban-Außenminister Amir Khan Muttaqi sagte in einer Erklärung vor der Abreise, er sei mit einer 15-köpfigen Delegation nach Norwegen eingeladen worden und werde dort neben Afghanen auch Vertreter Norwegens, der Europäischen Union (EU), der Vereinigten Staaten und weiterer Länder treffen.

Bislang hat noch kein Staat die Taliban-Regierung offiziell anerkannt. Auch die Gespräche in Oslo bedeuten "keine Legitimation oder Anerkennung der Taliban", betonte Norwegens Außenministerin Anniken Huitfeldt vor Beginn des Treffens.

Norwegen hatte Geheimgespräche zwischen den USA und den Taliban ermöglicht, als sich bereits im Jahr 2013 abzeichnete, dass der Konflikt militärisch für die USA nicht zu gewinnen sei. Dies führte zur Eröffnung des politischen Büros der Taliban in Doha, wo Vertreter aus Washington, D.C. im Jahr 2018 die Verhandlungen über den endgültigen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan einleiteten, die im August 2021 in einem chaotischen Ende des Krieges gipfelten.

Seit der Machtübernahme durch die Taliban wurde Afghanistan von einer Reihe von Anschlägen erschüttert. Zur Verschärfung der Lage tragen die gesperrten Konten des afghanischen Staates bei. Nach Angaben der afghanischen Zentralbank sind allein in Deutschland 431 Millionen US-Dollar an afghanischen Zentralbankreserven auf einem Konto bei der Commerzbank eingefroren, und weitere 94 Millionen bei der Deutschen Bundesbank. In Basel, bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, liegen etwa 660 Millionen US-Dollar auf Eis.

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