Nach dem chaotischen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan mehren sich immer mehr Anzeichen, dass die USA offenbar kein verlässlicher Verbündeter in der Region für die Golfstaaten sind. Die Außenminister Saudi-Arabiens und anderer arabischer Staaten des Nahen Ostens haben sich diese Woche nun auf den Weg gemacht, um nach China zu reisen.
Das chinesische Außenministerium gab allerdings keine Einzelheiten zu den Tagesordnungen für die Treffen bekannt. Es gehe darum, die Beziehungen zwischen den beiden Seiten zu "vertiefen", hieß es in einer Erklärung. An der bis Freitag laufenden diplomatischen Mission werden die Außenminister von Saudi-Arabien, Kuwait, Oman und Bahrain sowie der Generalsekretär des Golf-Kooperationsrats teilnehmen.
Auch der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian werde Ende dieser Woche nach China reisen, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums in Teheran am Montag.
China und die Golfstaaten haben sich "in Fragen, die ihre Kerninteressen betreffen, gegenseitig nachdrücklich unterstützt und die praktische Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen mit fruchtbaren Ergebnissen gefördert", sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, auf der Pressekonferenz am Montag.
Als erster arabischer Außenminister traf sich Faisal bin Farhan Al Saud am Montag mit dem chinesischen Außenminister. Der saudische Außenminister sagte, China sei Saudi-Arabiens wichtiger strategischer Entwicklungspartner und Saudi-Arabien unterstütze nachdrücklich das "Ein-China-Prinzip" sowie Chinas "angemessene Position" in Hongkong-, Xinjiang- und Menschenrechtsfragen. Saudi-Arabien sei bereit, seine "Vision 2030" mit Chinas Neuer Seidenstraßen-Initiative in Einklang zu bringen sowie die praktische Zusammenarbeit in den Bereichen Öl- und Gasressourcen zu vertiefen. Das berichtet die chinesische Zeitung Global Times am Dienstag.
Die beiden Seiten führten einen intensiven Austausch über bilaterale Beziehungen, praktische Zusammenarbeit und multilaterale Koordination und erzielten einen breiten Konsens, hieß es in der Erklärung des chinesischen Außenministeriums.
Saudi-Arabien gilt als wichtiger westlicher Verbündeter in der Golfregion. Financial Times berichtete kürzlich unter Berufung auf einen hochrangigen US-Beamten, dass Saudi-Arabien in einigen Monaten die Abfangraketen für sein in den USA hergestelltes Patriot-Luftverteidigungssystem ausgehen könnten. Die Meldung kam zu einem Zeitpunkt, als die USA bereits begonnen hatten – nach dem raschen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan –, ihr fortschrittlichstes Raketenabwehrsystem sowie Patriot-Batterien aus Saudi-Arabien abzuziehen.
Das Königreich soll laut einem CNN-Bericht mit chinesischer Hilfe auch an eigenen ballistischen Raketen bauen. Dem Bericht zufolge bestätigen Satellitenbilder, dass die Raketen an mindestens einem Standort in der Nähe der Stadt Dawadmi hergestellt werden.
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