Nach der Ermordung des iranischen Generals Qassem Soleimani Anfang Januar 2020 durch US-Armee griff Iran die US-Militärbasis Al-Asad im Irak mit ballistischen Raketen an. Die USA spielten die Folgen zunächst herunter. Das Pentagon sprach anfangs von elf Verletzten, dann von 34 und schließlich von 64 betroffenen Soldaten. Das US-Verteidigungsministerium korrigierte die Zahl der verletzten Soldaten später erneut nach oben. Etwa 109 Soldaten hätten nach offiziellen Angaben bei dem Angriff auf die Basis Al Asad ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Der iranische ballistische Raketenangriff auf die US-Basis im Irak dürfte laut CBA News die größte Attacke auf US-Streitkräfte in der Geschichte gewesen sein.
Einige verletzte Soldaten, die den iranischen Angriff auf die US-Basis im Irak überlebten, sagten nun CBS News, dass von der US-Regierung nach diesem Vorfall ein willkürlicher Standard angewandt worden sei: Die Soldaten, die gleich nach dem iranischen Raketenangriff zur medizinischen Versorgung aus dem Irak evakuiert worden waren, erhielten das Verwundetenabzeichen (das Purple Heart) der US-Streitkräfte, aber diejenigen, die in der Militärbasis zurückgeblieben waren, um die Mission zu unterstützen, wurden nicht mit dem Purple Heart ausgezeichnet.
Kurz nach dem Angriff reichte US-Kommandant Gregory Fix die Namen der 56 Soldaten ein, bei denen ein Schädel-Hirn-Trauma diagnostiziert wurde, damit diese mit dem Purple Heart ausgezeichnet werden – letztendlich erhielten aber nur 23 US-Soldaten diese Auszeichnung.
Iran feuerte insgesamt 16 Raketen von drei Orten aus auf US-Basis Al-Asad ab. Die iranische Revolutionsgarde machte die Basis mit elf Sprengköpfen dem Erdboden gleich. Jede iranische Rakete hatte einen Sprengkopf mit einem Gewicht von 1.600 Pfund mit sich geführt. Platoon Sergeant Daine Kvasager war am Tag des Sperrfeuers iranischer Rakete in Al-Asad stationiert. "Es hat alles erschüttert", sagte Kvasager CBS News. Er sei von einer Stoßwelle umgeworfen worden, nachdem eine der Raketen etwa 50 Meter von ihm entfernt eingeschlagen war. "Die ganze Erde bebte."
Kvasager und Mitglieder seines Teams namens Taskforce Scarecrow erlitten traumatische Hirnverletzungen oder Schädel-Hirn-Traumata (SHT). Der heute 31-Jährige hat mit Seh- und Hörproblemen zu kämpfen und leidet unter ständigen Kopfschmerzen und Gedächtnisverlust. Er sagt, er könne seinen Job nicht mehr machen.
Eine Untersuchung von CBS News ergab, dass Kvasager einer von mehreren Soldaten ist, die bei dem Angriff verletzt worden waren, die jedoch nicht mit dem Purple Heart ausgezeichnet und denen die damit verbundenen medizinischen Vorsorgeleistungen verweigert worden waren, obwohl sie diese anscheinend verdient hätten. Kvasagers Vorgesetzter Captain Geoffrey Hansen sagte CBS News, dass die Soldaten die Berechtigungsvoraussetzungen des Militärs für die Auszeichnung erfüllt hatten.
Nachdem CBS News das US-Verteidigungsministerium kontaktiert hatte, bestätigte ein Sprecher der Armee, dass die Auszeichnungspakete nun vom Human Resources Command (HRC) der Armee überprüft werden. Das HRC werde jede Nominierung für eine Auszeichnung zügig und nach ihrem individuellen Verdienst in Übereinstimmung mit den Vorschriften der Armee bewerten, einschließlich posthumer Verleihungen, sagte der Sprecher in einer Erklärung.
Eine der Auszeichnungen wird dem 22-jährigen US-Soldaten Jason Quitugua verliehen, der sich letzten Monat das Leben nahm. Er wurde posthum befördert. Quitugua war auf der Basis Al-Asad stationiert, als die iranischen Raketen einschlugen. Bei ihm wurde später ein Schädel-Hirn-Trauma diagnostiziert.
Die Soldaten, mit denen CBS sprach, sagten, es habe nach dem Angriff auf die Basis Druck der US-Regierung gegeben, die zahlreichen Verletzungen herunterzuspielen, um eine weitere Eskalation mit Iran abzuwenden und den damaligen Präsidenten Donald Trump nicht herauszufordern.
Eine Woche nach dem iranischen Angriff auf die US-Basis wurde Trump bei einer Pressekonferenz zu den Verletzungen der Soldaten befragt. Er sagte, er habe "gehört, dass sie Kopfschmerzen hatten", und er könne "berichten, dass es nicht sehr ernst ist". Hansen sagte, diese Kommentare hätten ihm bewiesen, dass die Regierung die Zahl der Opfer und das Ausmaß der Verletzungen niedrig halten wollte.
Mike Pridgeon und Hailey Webster erlitten bei dem iranischen Angriff beide ein Schädel-Hirn-Trauma. Sie hätten kurz vor dem Angriff Zuflucht in einem Bunker gesucht, der im Grunde darauf ausgelegt war, die Truppen vor wesentlich kleineren Sprengköpfen zu schützen.
Webster, eine Geheimdienstoffizierin, sagte CBS News, es fühle sich an, als ob ihr Gehirn "kurzgeschlossen" sei. Aufgrund ihrer Verletzungen habe sie aus der Armee austreten müssen. "Mein Gehirn funktioniert immer noch, aber es hat keine Ausdauer, und es hört sehr oft einfach auf, zu funktionieren. Daher ist es sehr schwierig, seine Arbeit zu erledigen – und dann kommt noch Stress hinzu, und das macht es fast unmöglich." Pridgeon ist immer noch beim Militär, sagte aber, er leide unter ständigen Kopfschmerzen, Gedächtnisverlust und Sehstörungen.
Sowohl Pridgeon als auch Webster hatten denselben Raketenangriff erlebt, aber nur Webster, der nach dem Angriff aus medizinischen Gründen evakuiert wurde, erhielt das Purple Heart. Pridgeon fügte hinzu, die Armee habe den verletzten Soldaten die Nachricht vermittelt, dass ihr Opfer "unbedeutend" und "nicht in Betracht zu ziehen" sei.
Das Purple Heart beinhaltet lebenslange Leistungen, einschließlich vorrangiger medizinischer Versorgung in Veterans-Affairs-Krankenhäusern, Wohnkreditleistungen und Präferenzen für staatliche Hilfe.
Während US-Militärbeamte seinerzeit den Geheimdienst dafür gelobt hatten, dass dieser sie auf einen bevorstehenden iranischen Angriff auf Al-Asad aufmerksam gemacht hatte, was die Evakuierung von Flugzeugen und anderen Vermögenswerten ermöglicht hatte, hielt der damalige irakische Premierminister Adil Abd al-Mahdi seinerzeit fest, dass Iran selbst Bagdad kurz vor dem Raketenangriff informiert und der Irak daraufhin die Informationen an Washington weitergeleitet habe. Die iranische Führung argumentierte später, dass Iran bei seinem Raketenangriff eher auf eine Machtdemonstration abzielte als auf Opfer und Zerstörung.
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