Der Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) traf am Dienstag in Damaskus mit Syriens Präsidenten Baschar al-Assad zusammen, und sendete damit das bislang deutlichste Signal, dass die arabische Welt bereit ist, ihre Beziehungen zu Syrien wieder zu normalisieren.
Der Besuch von Scheich Abdullah bin Zayid Al Nahyan war der erste Besuch eines emiratischen Außenministers seit Ausbruch des syrischen Konfliktes im Jahr 2011. Das Treffen erfolgte, nachdem einige arabische Länder begonnen hatten, eine Normalisierung der Beziehungen zu Syrien anzukurbeln.
Wie die syrische Regierung in einer Erklärung verlauten ließ, habe der Außenminister eine Delegation hochrangiger emiratischer Beamter empfangen, die bei einem Treffen mit ihren syrischen Amtskollegen über die bilateralen Beziehungen und die Zusammenarbeit diskutierten. Scheich Abdullah unterstrich bei seinem Treffen mit Assad "das Engagement der VAE für die Sicherheit, Stabilität und Einheit Syriens", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur der Vereinigten Arabischen Emirate, WAM.
Die US-Regierung kritisierte am Dienstag die Zusammenkunft. Das Außenministerium in Washington erklärte, man unterstütze keinerlei Bemühungen um eine Normalisierung der Beziehungen zu Syrien. "Wir sind besorgt über die Berichte von diesem Treffen und das Signal, das es aussendet", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Ned Price. Auf die Frage, ob die USA gegenüber den Vereinigten Arabischen Emiraten ihre Unzufriedenheit über das Treffen zum Ausdruck brächten, erklärte Price, dass Außenminister Antony Blinken kürzlich Gelegenheit hatte, seinen emiratischen Amtskollegen zu treffen, als er nach Europa und Großbritannien reiste. "Ich werde sagen, dass wir nicht überrascht wurden", fügte er hinzu.
Die VAE sind ein wichtiger Verbündeter der USA in der Golfregion. Sie hatten die Beziehungen zu Syrien im Februar 2012 abgebrochen. Seit einiger Zeit bewegen sich die beiden Staaten aber wieder aufeinander zu. Beobachter glauben, dass die Emirate den Einfluss ihres Rivalen Iran in Syrien eindämmen wollen. Auf Einladung der syrischen Regierung unterstützen Iran und Russland Syrien militärisch im Kampf gegen Terrorgruppen und Dschihadisten.
Saudi-Arabiens mächtiger Geheimdienstchef war im Mai 2021 ebenfalls nach Damaskus gereist, um sich mit seinem syrischen Amtskollegen zu treffen. Das wurde als wichtiger Schritt in Richtung einer Entspannung zwischen beiden Ländern angesehen. Die Golfstaaten unterstützten im Zuge der Konflikte in Syrien die Dschihadisten und islamistische Terrorgruppierungen, wobei sie auch regelmäßig Waffen lieferten, in dem Versuch die syrische Regierung zu stürzen.
Jordanien und Ägypten, beides US-Verbündete, haben ebenfalls schon Schritte zur Normalisierung der Beziehungen unternommen. Syrien, Libanon und Jordanien sowie Ägypten einigten sich vor Kurzem auf den Beginn von Stromlieferungen in den Libanon, und torpedierten damit zum Teil das US-Sanktionsregime gegen Damaskus.
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