Explosion im Beiruter Hafen: Libanon bittet Russland um Satellitenbilder

Der libanesische Präsident bat den russischen Botschafter in Beirut, der Regierung die Satellitenbilder vom Tag der Explosion im Hafen von Beirut zur Verfügung zu stellen. Zuvor hatten westliche Staaten sich geweigert, den Libanesen Satellitendaten weiterzuleiten.

Eine riesige Explosion hatte am 4. August 2020 den Hafen von Beirut erschüttert. Der libanesische Präsident Michel Aoun bat nun den russischen Botschafter Alexander Rudakow, der Regierung die Satellitenbilder vom Tag der Explosionskatastrophe zur Verfügung zu stellen, nachdem westliche Staaten sich zuvor geweigert haben sollen.

Der leitende Ermittler der Untersuchung der Explosion, Richter Tarek Bitar, bat im Mai laut der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA eine Reihe von Staaten um Bildmaterial. Die Länder wurden allerdings nicht genannt. Spitzenpolitiker, darunter auch Aoun, beklagten wiederholt die mangelnde Kooperation der westlichen Staaten bei der Bereitstellung von Satellitenbildern vom Tag der Explosion. Der ehemalige Ministerpräsident Hassan Diab bat seinerzeit Frankreich und Italien vergeblich um Satellitenbilder.

Noch immer liegen die Hintergründe der Explosion im Hafen von Beirut 2020 weitgehend im Dunkeln. Damals waren bis zu 257 Tonnen hochexplosiven Ammoniumnitrats detoniert, die über Jahre ungesichert im Hafen gelagert waren. 

Vor Kurzem kam es zu Feuergefechten bei Protesten gegen den Ermittlungsrichter im Fall der Explosion Tarek Bitar. Nach dem Schusswechsel zwischen muslimischen Schiiten und Christen in der Hauptstadt war die Armee verstärkt im Einsatz. Die Szenen und Bilder erinnerten an die Straßengefechte des Bürgerkriegs (1975–1990). Anhänger und Vertreter beider Seiten gaben sich gegenseitig die Schuld an der Explosion. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah rief am 11. Oktober dazu auf, Bitar durch einen "ehrlichen" Richter zu ersetzen. Die Hisbollah wirft dem derzeitigen Ermittlungsrichter "Parteilichkeit" vor.

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