Kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien sucht Annäherung an Russland

Nach dem schrittweisen US-Abzug aus der Region versucht die Kurdische Selbstverwaltung in Syrien, sich Moskaus Garantien zum Schutz des syrischen Nordostens vor einer möglichen Invasion durch die SNA zu sichern, die von der Türkei unterstützt wird. Davon erhofft man sich, Damaskus neue Kanäle für Verhandlungen über die Zukunft Syriens zu eröffnen.

Die Flucht der US-Amerikaner aus Afghanistan hat bei der syrischen Regierung die Hoffnung geweckt, dass Washington in naher Zukunft die illegale Besatzung in Syrien endlich beenden wird. Seit dem Desaster des Westens in Afghanistan greift bei der Kurdischen Selbstverwaltung in Nordsyrien die Angst um sich, die US-Amerikaner würden bald aus Syrien abziehen und damit die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) in Nordsyrien sich selbst überlassen.

In einem solchen Szenario würden die SDF und die mit ihr verbundene Autonome Verwaltung Nordostsyriens (AANES) möglicherweise einer direkten Offensive der syrischen Armee ausgesetzt sein, und auch Aggressionen seitens der von der Türkei unterstützten Syrischen Nationalarmee (SNA).

Vor diesem Hintergrund traf am 16. September 2021 eine Delegation in Moskau ein. Diese Delegation, unter der Leitung von Ilham Ahmad, bestand aus Vertretern des Demokratischen Rates Syriens – der als politischer Arm der militärischen Dachorganisation Demokratische Kräfte Syriens gilt – und Vertretern der Kurdischen Selbstverwaltung in Nordsyrien. Der Besuch erfolgte "auf offizielle Einladung des russischen Außenministeriums", berichtet die Hawar News Agency, der de facto offizielle Nachrichtendienst der Autonomen Verwaltung in Nordostsyrien.

"Das Treffen war positiv. Der Schwerpunkt lag auf einer politischen Lösung der Syrien-Krise im Einklang mit der UN-Resolution 2254, und der Notwendigkeit der Beteiligung des Demokratischen Syrischen Rates am politischen Prozess. Sie diskutierten auch die anhaltenden Verletzungen der Souveränität Syriens durch die Türkei."

Die Kurdische Selbstverwaltung versucht, sich Moskaus Garantien zum Schutz des syrischen Nordostens vor einer möglichen Invasion durch die SNA und Dschihadisten zu sichern. Diese werden in der Region von der Türkei unterstützt. Auch erhofft man sich von diesen Gesprächen, mit Damaskus neue Kanäle für Verhandlungen über die Zukunft Syriens zu eröffnen. Eine nicht namentlich genannte russische Beamtin teilte der Nachrichten-Seite Al-Monitor jedoch mit, dass solche Forderungen der syrischen Kurden von Moskau mit Skepsis betrachtet werden, solange die SDF ein militärischer Verbündeter der USA ist.

Russland versuche durchaus, die syrischen Kurden in einen Dialog mit Damaskus zu bringen. Allerdings sollten sie dafür den ersten Schritt tun, indem sie sich von den USA distanzieren, noch bevor Washington eine endgültige Entscheidung über den Rückzug aus Syrien treffe.

Unterdessen verstärkt die Türkei ihre Angriffe gegen SDF-Stellungen in Nordsyrien. Al-Monitor kommentiert, Moskau könne die türkische Bedrohung der kurdischen Formationen im syrischen Nordosten dazu nutzen, die SDF zu spalten und die Kämpfer sowie ganze Einheiten dieser Allianz zum Rückzug aus dieser Struktur zu drängen. Mit diesem Schritt werde Russland die Kurden dazu bewegen mit Damaskus zu kooperieren, so die Nachrichten-Seite. 

Syrien kämpft derzeit für eine Rückkehr zur Normalität, nachdem ein Großteil des Landes von der Besatzung durch Terrororganisationen und deren Verbündete befreit wurde. Die letzte Hochburg der Dschihadisten befindet sich in der Provinz Idlib im Nordwesten des Landes, wo auch türkische Truppen präsent sind. Ein Großteil der Gebiete in Nordostsyrien befindet sich zudem unter der Kontrolle der kurdisch dominierten SDF, die vom US-Besatzer unterstützt wird. Die syrische Regierung in Damaskus hat ausländische Akteure wie die USA und die Türkei mehrfach aufgefordert, separatistische Bewegungen und dschihadistische Milizen in Nordsyrien nicht zu fördern und die syrische Souveränität nicht weiter zu verletzen.

Präsident Putin bekräftigte kürzlich bei einem Treffen mit dem syrischen Staatschef Assad, Russland werde die legitime Regierung in Damaskus bei der Rückeroberung der weiterhin von Terroristen und ausländischen Streitkräften (wie den USA) besetzten Gebiete unterstützen.

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